Der Norden von Australien kann insbesondere zwischen Januar und März von Wirbelstürmen betroffen sein.
Normalerweise treiben die Passatwinde warmes Oberflächenwasser vom amerikanischen Kontinent über den stillen Ozean nach Südostasien und Australien. Dort regnen die Winde ihre aus dem Meer aufgenommene Feuchtigkeit ab. Kaltes Tiefenwasser steigt vor der amerikanischen Küste auf und ersetzt die nach Westen gewehten Wassermassen.
Alle zwei bis neun Jahre kippt das Wetterschema – El Niño kommt. Beobachtet wird das Phänomen durch die Weltorganisation für Meteorologie (WMO) – ein UNO-Behörde: Die Passatwinde werden schwächer, setzen aus oder kehren sich sogar um. Das warme Oberflächenwasser fließt ostwärts Richtung Amerika, die Regenmassen gehen über dem Meer und an der südamerikanischen Küste nieder. Asien und Australien sitzen auf dem Trockenen.
Das Gegenstück ist zu El Niño ist La Niña: Bei diesem Phänomen verstärken sich die Winde über dem Pazifik, so dass seine Temperatur tiefer sinkt als üblich. Eine solche Phase verursachte unter anderem das Hochwasser Anfang 2011. Während La Niña sind die Wasseroberflächentemperaturen im Ostpazifik besonders hoch, wodurch auch das Risiko schwerer Zyklone in der Region erhöht ist. Über warmen Wasserflächen ist die Verdunstung sehr hoch, wodurch tropische Wirbelstürme ihre Energie beziehen.
🔗 Klima: El Niño- und La Niña-Effekt in Australien.
Wirbelstürme (Zyklone)
Für kleinere Wirbelstürme kennt der australische Slang die Bezeichnung „Willy Willy“. Nachfolgende Stürme der australischen Geschichte waren dagegen wirkliche Zyklone. Sie zeichnen sich dadurch aus, dass wegen ihnen die typischen Folgen eines Zyklons zu spüren waren:
- Urlauber wurden von den Ferienorten am Great Barrier Reef und den Inseln der Whitsundays zum Teil präventiv evakuiert.
- Zehntausende Haushalte waren zeitweise ohne Strom.
- Zahlreiche Straßen waren wegen umgestürzter Bäume oder kleinerer Überflutungen zum Teil mehrere Tage lang unpassierbar. Die meisten gesperrten Straßen können in solchen Fällen bereits wieder innerhalb weniger Tagen wieder frei gegeben werden.
Nachfolgend einige bedeutende Zyklone aus den letzten Jahren:
- 2017 fegte der Zyklon „Debbie“ an der Ostküste Queenslands. Am stärksten betroffenen waren Inseln der Region Whitsundays. Dort waren die Strom- und Wasserversorgungen ausgefallen, Telefonleitungen unterbrochen, Bäume umgestürzt und einige Straßen vorübergehend wegen Überschwemmungen gesperrt.
- Am 20. Februar 2015 haben gleichzeitig zwei schwere Wirbelstürme Schäden in Australiens Norden verursacht. In Queensland war in der Region von Yeppon in mit „Marcia“ ein Zyklon der höchsten Kategorie fünf mit Windgeschwindigkeiten bis zu 295 km/h aktiv. Der Sturm Lam traf rund 500 km östlich von Darwin bei Echo Island auf Land. In beiden Regionen wurden Häuser beschädigt und Bäume entwurzelt. Aufgrund von beschädigten Stromleitungen waren Tausende ohne Strom.
- Ab dem 10. April 2014 war die Region zwischen Cooktown, Port Douglas, Cairns und dem Atherton Tableland aufgrund des Wirbelsturm Ita weltweit in den Schlagzeilen. Der Wirbelsturm erreichte zwar Windgeschwindigkeiten bis zu 275 Stundenkilometer hatte jedoch erfreulicherweise weitaus weniger Auswirkungen als befürchtet. Ironisch kommentierte der Dienstleistungsvermittler „Tourism Port Douglas“ auf seiner Facebook-Seite das Interesse sensationshungriger Medien mit einem Bild von der Hauptstraße im schönsten Sonnenschein und dem Untertitel „Sorry to disappoint the media, but Port Douglas is open & back in business already“ („Tut uns leid liebe Medien, aber Port Douglas ist offen und wieder bereits wieder voll geschäftig“). Bei den Anmerkungen zu diesem Bild finden sich auch Kommentare, in denen den Medien aus dem australischen Süden vorgeworfen wird im amerikanischen Stil dazu zu tendieren vorwiegend auf Berichte aufzubauschen und aus einer für die Jahreszeit nicht unüblichen Wettersituation ein besonderes Drama zu machen. Die Menschen in Australiens Norden wissen durchaus pragmatisch und zügig auf solche Gefahren wie einen Zyklon zu reagieren. Man brauche dazu auch keine sechs Komitees, die erst langwierig darüber beraten wie nun zu handeln sei. Den Einwohnern im tropischen Norden schien es im Zuge von Zyklon Ita nicht anders ergangen zu sein, wie den Opfern anderer Naturkatastrophen. Manchmal ist der „Sturm der Medien“ weitaus lästiger als manche Naturkatastrophe selbst. Dabei sind ausdrücklich nicht alle Medienvertreter gemeint aber manche Reporter kennen bei der Suche nach dem dramatischsten Bild kaum eine Grenze.
- Mit „Yasi“ traf in den ersten Minuten des 3. Februar 2011 der kräftigste Zyklon seit Generationen auf der Höhe von Dunk Island und Mission Beach an Land. Er war einer der seltenen Stürme, die in die Kategorie 5 eingestuft werden. Als er auf das Festland traf hatte er Windgeschwindigkeiten um 200 km/h und in Böen bis 290 km/h. Insbesondere in der Stadt Tully richtete er massive Schäden an. Der Katastrophenschutz in Australien hat ausgesprochen gut funktioniert. Die Evakuierungen verliefen geordnet und gewissenhaft. Alte und kranke Menschen wurden von Rettungskräften beizeiten in Krankenhäuser außerhalb der Region des Wirbelsturms gebracht. Obwohl der Wirbelsturm mit Katrina vergleichbar war, liegen die Sachschäden deutlich geringer. In den USA lag der Gesamtschaden von Katrina bei zirka 90 Milliarden US-Dollar. Dabei spiel natürlich auch eine Rolle, dass mehr Menschen im Gebiet wohnen das Katrina heimgesucht hat als in Nordqueensland. Townsville hat 180.000 Einwohner und in der Region Cairns leben etwa 130.000 Menschen. Der Sturm entstand im Korallenmeer zwischen Vanatu und den Solomon Inseln etwa 2000 km östlich der australischen Ostküste und wies dabei bereits Windspitzen von etwa 160 km/h auf. Er verstärkte sich aufgrund ungewöhnlich hoher Wassertemperaturen, die er auf seiner Zugbahn vorfand massiv auf Windspitzen bis 300 km/h. Das Korallenmeer war Ende Januar 2011 über 30 C Grad warm, einer der höchsten Werte weltweit.
🔗 Wikipedia (EN): Zyklon Yasi - Am Sonntag, 21. März 2010 richtete der tropische Wirbelsturm Ului im Nordosten von Queensland starke Sachschäden an. Er erreichte die Küste in der Region Mackay und bei den Whitsunday Islands. Bis zu 60.000 Haushalte waren zeitweise ohne Strom. Urlauber wurden von den Ferienorten am Great Barrier Reef und den Inseln der Whitsundays zum Teil präventiv evakuiert. Zahlreiche Strassen waren wegen umgestürzter Bäume oder kleinerer Überflutungen zum Teil mehrere Tage lang unpassierbar. Die meisten gesperrten Straßen konnten bereits wieder innerhalb weniger Tagen freigegeben werden. Die Folgen des Zyklons waren weitaus weniger gravierend als das Orkantiefs Xynthia das am 28. Februar 2010 über Europa hinweg zog und rund 40 Menschenleben forderte.
🔗 Wikipedia (EN): Zyklon Ului - Am Morgen des 20. März 2006 raste ab 4 Uhr der Wirbelsturm „Larry“ mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 290 Stundenkilometern über die Ostküste von Nordqueensland. Der Sturm wurde zwischen Kategorie 4 und 5 eingestuft. Rund 30 Menschen wurden verletzt. Der Wirbelsturm traf zuerst auf Innisfail, ein Ort mit 8000 Einwohnern, 100 km südlich von Cairns. Entwurzelte Bäume blockierten die Straßen. Der Bürgermeister von Innisfail, Neil Clarke, sprach von „totaler Zerstörung“. Die Polizei konnte trotz hunderter Notrufe nicht zu Einsätzen ausrücken, weil die Beamten ihre Station nicht verlassen konnten. Häuser seien buchstäblich um die Menschen herum in sich zusammengebrochen. Mindestens 50 Prozent der Häuser des Ortes seien beschädigt. Noch verheerender wütete der Sturm im 1200 Einwohner-Ort Babinda, wo 80 Prozent der Häuser und die gesamte Ernte vernichtet wurden. Aus dem Gebiet um Cairns wurden nur geringe Sachschäden vermeldet.
- Vom 6. bis 17. März 2005 zog der tropische Zyklon „Ingrid“ von der Ostküste Queenslands über den Norden des Northern Territories nach Westaustralien. Meteorologen bewerteten „Ingrid“ als größten je aufgezeichneten Zyklon, der über drei australische Staaten hinweg zog. Der Zyklon wurde in seiner stärksten Phase der Kategorie fünf zugeordnet. Das Tiefdruckgebiet wurde bereits seit 6. März als Zyklon eingestuft. Üblicherweise dauern Zyklone zwischen vier und sieben Tagen. Es überquerte eine Linie von Cape York über den Gulf of Carpentaria zu den Insel Tiwi und Croker und querte Westaustralien nördlich von Kununurra. Dabei wurden Windgeschwindigkeiten von bis 280 km/h gemessen.
Nachdem der Zyklon bereits auf den Insel nördlich von Darwin erhebliche Schäden anrichtete. zog er am 16. März 2005 auch durch die Aboriginal Gemeinde von Kalumburu (ca. 400 Einwohner) mit ohrenbetäubendem Lärm. Einige Gebäude wurden beschädigt, die Strom- und Wasserversorgung fiel aus, aber es wurde niemand ernsthaft verletzt. 100 km westlich wurde das exklusive Ferienresort Faraway Bay zerstört. Boote wurden bis zu 400m von ihren Stegen fortgeblasen. Bruce Ellison, Eigentümer, gegenüber dem australischen Radiosender ABC: „Die Werkstatt, die Angestellten-Quartiere, die Gästehütten sind alle hinüber.“ Die Hotelangestellten überstanden den Zyklon in einem Schiffscontainer. Aufgrund der heftigen Regenfälle überfluteten der Ord und der Dunham River den Great Northern Highway. Während des Wirbelsturmes schlossen auch zahlreiche Urlauber-Resorts im nördlichen Queensland wie Lizard, Flinders, Hope und Snapper Islands sowie Cape Tribulation. So wurden beispielsweise von Lizard Island 31 Gäste evakuiert. Auch Camper und Nationalparkbesucher nördlich des Daintree Rivers wurden aufgefordert das Gebiet zu verlassen.
- 27. März 2004: Der Zyklon „Fay“ überquert das westaustralische Küstengebiet. Bald zwei Wochen war er vor Nordwestaustralien unterwegs. Der Wirbelsturm zog in einer Entfernung zwischen 100 und 300 Kilometer von der australischen Küste zunächst nach Westen. Am 21.3. traten die größten Windgeschwindigkeiten mit einem Mittel von 222 km/h und Böen von 269 km/h auf, danach lies die Intensität nach. Bei Landfall am 27.3. um 6 UTC wurden wieder Mittelwinde von 176 km/h und Böen von 213 km/h gemessen.
- März 2000: Frühmorgens fegte der Zyklon „Steve“ der Stärke 5 über das westaustralische Küstengebiet. Die meisten Sachschäden wurden in Karatha verzeichnet. „Steve“ wurde außergewöhnlich lange (vom 27. Februar bis zum 11. März) als Zyklon eingestuft.
- März 1999: Exmouth wurde vom Zyklon „Vance“ getroffen. 41 Häuser wurden vollkommen zerstört, 150 stark beschädigt und nahezu jeder Hausbesitzer musste Reparaturen vornehmen. „Vance“ wurde als Zyklon geführt vom 17. bis 24. März 1999. Carnarvon, Shark Bay und der Cape Range N.P. sowie der Ningaloo Marine Park waren vom Wirbelsturm größtenteils verschont geblieben.
- Der Zyklon „Thelma“ wurde vom 6. – 12. Dezember 1998 registriert.
- 1. Weihnachtsfeiertag 1974: Zyklon „Tracy“ zerstörte die meisten Gebäude in Darwin und tötete 65 Menschen. Seitdem wurde die Zyklonwarnung in Australien massiv verbessert.
Vorbereitungen für den Ernstfall
Die Bewohner werden angewiesen sich mit Bargeld zu versorgen, da Geldautomaten ausfallen könnten um genügend Geld für Lebensmittel und Benzin zu haben. Des weiteren soll ein Notfall-Set mit Batterien, Material für Erste Hilfe, haltbare Lebensmittel, Kerzen, Babynahrung, Medikamenten, warmer Kleidung, Windeln, Wertsache und Dokumenten sowie Schlafsäcke und wasserdichte Plastiktüten bereit stehen. Die Wasser-, Gas- und Stromversorgung solle man präventiv unterbrechen und Trinkwasser sowie Filtertabletten parat stellen.
Klimatische Rahmensituation
Zyklone – Charakteristika
Tropische Wirbelstürme werden in Australien „Zyklone“ genannt. Typisch für die Zyklone ist das Auge. Dies ist eine windschwache, niederschlagsfreie und wolkenarme Zone im Zentrum des Wirbels. Der Durchmesser eines Zyklons beträgt einige 100 km, der Luftdruck auf Meeresniveau im Kern eines Hurrikans kann 900 hPa unterschreiten, seine Zuggeschwindigkeit liegt zwischen 8 und 10 m/s. Die Windgeschwindigkeiten in tropischen Wirbelstürmen erreichen Werte von über 55 m/s (über 200 km/h, 12 Beaufort). Bei Windgeschwindigkeiten von bis zu 7 Beaufort spricht man von einem mäßigen Tief, bei Beaufort 8 – 11 treten Schäden auf, es handelt sich um einen tropischen Sturm. Erst bei Windstärke 12 sprechen die Meteorologen von einem tropischen Wirbelsturm.
Entstehung
Tropische Wirbelstürme entstehen über Gebieten der Ozeane mit einer Wassertemperatur von 26° bis 27° C. Dort ist einerseits die Reibung gering (Wasseroberfläche) und andererseits ist der Nachschub an Feuchte gewährleistet. Zudem muss die geographische Breite grösser als 5° sein. Zuerst strömt Luft über der Meeresoberfläche zusammen (Konvergenz) und steigt auf. In der Höhe fließt die Luft wieder auseinander (Divergenz) und saugt weitere Luft nach. Damit sinkt der Druck am Boden, der Druckunterschied zur Umgebung nimmt zu, die Konvergenz am Boden wird stärker. Die Corioliskraft beginnt zu wirken (die geographische Breite ist grösser als 5°), was zu einer zyklonalen Strömung führt. Da die Bodenreibung praktisch nicht vorhanden ist (Meeresoberfläche), wird aber ein Zusammenströmen bis ins Zentrum der Zyklone verhindert: es bildet sich ein Ring um das Zentrum herum mit der stärksten Konvektion und mächtigen Gewitterzellen. Im Zentrum der Zyklone entsteht sogar Divergenz und ein wolkenfreies Auge (da die Luft hier jetzt sogar absinkt und sich die Wolken auflösen).Zyklone können nur über dem Meer längere Zeit überleben. Treten sie aufs Festland über, schwächen sie sich wegen der größeren Bodenreibung schnell ab. Auch in anderen Gebieten der Erde registriert man derartige Wirbelstürme. Sie haben aber je nach Region unterschiedliche Namen: Hurrikan (USA und Karibik) Taifun (China und Japan), Baguio (Philippinen) oder Mauritiusorkan (im südlichen indischen Ozean)
Web-Links zum Thema
🔗 Bureau of Meterology: Hintergrundinformationen zu Zyklonen