Wirtschaft in Australien

Ergänzend zu unseren Nachrichten finden Sie auf dieser Seite noch einige Hintergrundinformation über Wirtschafts-Themen.

Kennzahlen zur Lage der Wirtschaft

Umfassende Marktanalysen zur Wirtschaft in Australien liefert beispielsweise die
Bundesagentur für Außenwirtschaft

Die australische Zentralbank (Reserve Bank of Australia) hat auf Ihrer Website Grafiken zur Wirtschaftsentwicklung.
🔗 Reserve Bank of Australia: Entwicklung Bruttosozialprodukt
🔗 Reserve Bank of Australia: Entwicklung Inflation

Australier legen ihr Geld öfter in Aktien an als die Deutschen. Australische Unternehmen zahlen traditionell aus Steuergründen im Weltvergleich hohe Dividenden.
🔗 Reserve Bank of Australia: Aktienkurse

Wirtschaftssystem
Das mit einem Überfluss von Rohstoffen gesegnete Land ist Vorbild für den Umbau der Wirtschaft und der Gesellschaft geworden. In Australien ist das Resultat der seit 1983 begonnen Deregulierung und Öffnung zu messen. Etwa ein Fünftel des Bruttoinlandsprodukts werden durch Rohstoffausfuhren erwirtschaftet. Die australische Erfolgsstory ist noch von der Labour-Regierung unter Premier Paul Keating in die Wege geleitet und wurde von der der konservativen National-Liberalen Regierung konsequent weitergeführt. Bei der Privatisierung ist Australien, wo früher alles staatlich und gewerkschaftlich organisiert war, heute weiter als Deutschland. Die Marktwirtschaft ist entfesselt worden, aber Regierung und Zentralbank halten das Steuer fest.

Verbraucherschutz
Australiens Verbraucherschützer haben mindestens genau so viel zu tun wie die Verbraucherschützer in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Wer wissen will, was die äquivalenten Informationsquellen zu „test“ und „K-Tipp“ (für Nicht-Schweizer muss man hier wohl erklären, dass K-Tipp einer der auflagenstärksten Publikationen der Schweiz ist) sind, wird bei der ACCC fündig.
🔗 Australian Consumer and Competition Commission (ACCC)

Korruption
Die Antikorruptionsorganisation Transparency International veröffentlicht einen Index nach der im öffentlichen Sektor – bei Beamten und Politikern – wahrgenommenen Korruption (CPI). Das Länder-Ranking des CPI setzt sich aus verschiedenen Indizes zusammen, für die Experten und Manager befragt wurden. Die Länder werden auf einer Skala von null (hoher Grad wahrgenommener Korruption) bis zehn Punkten gelistet (keine wahrgenommene Korruption). Australien liegt 2020 auf Rang 11. Die Schweiz belegt Platz 3, Deutschland Platz 9 und Österreich Platz 14.
🔗 Transparency International: Ranking 2020

Lebensqualität

In Australien lebt es sich vor Kanada am besten. Das ist das Fazit der Studie „Better Life Index“ der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD).Die Studie vergleicht die Lebenssituation in den 34 Mitgliedstaaten der OECD. Elf bestimmende Faktoren des Lebens werden verglichen: Arbeitsplätze, Sicherheit, Wohnsituation, Einkommen, Umwelt, Bildung, Gesundheit und Lebenszufriedenheit. Auch traditionelle Werte wie stabile Familienverhältnisse und Leben in der Gemeinschaft werden gewichtet. Australien schneidet besonders gut bei der Einstufung der Qualität und Transparenz in der Verwaltung ab. Nur einen Platz im Mittelfeld erreicht Australien bei der Work-Life-Balance, was manchen erstaunen mag. Schuld daran sind die vielen Arbeitsstunden der Australier. Ein Beschäftigter in Australien arbeitete 2008 im Schnitt 300 Stunden pro Jahr mehr als ein Deutscher.

Kennzahl Maß Australien Deutschland Österreich Schweiz
Haushaltsverdienst USD / Jahr 27.039 27.665 27.670 27.542
Arbeitszeit Stunden / Jahr 1690 1390 1621 1640
Lebenserwartung Jahre 81,5 80 80,5 82,2
Zufriedenheit % 75 56 73 77

🔗 OCED: Better Life Index – Australia

Lebenswerteste Städte
Seit vielen Jahren versucht Das britische Wirtschaftsmagazin Economist versucht die Lebensqualität in rund 140 Städten zu bewerten. Es orientiert sich vor allem am Pro-Kopf-Einkommen aber auch Faktoren wie Sicherheit, politische Stabilität und die Gleichberechtigung von Mann und Frau, Gesundheitsversorgung, Umwelt, Infrastruktur oder das Bildungs- und Kulturangebot, Scheidungsraten und Arbeitslosigkeit. Nach Ansicht der Economist Intelligence Unit ist im Jahr 2021 Adelaide nach Auckland (Neuseeland) und Osaka (Japan) die lebenswerteste Stadt der Welt. In diesem Ranking lag von 2011 bis 2017 Melbourne auf Platz eins, jetzt liegt Victorias Hauptstadt auf Platz 8. In den Top Ten finden sich aus Australien außerdem Perth (Platz 6) und Brisbane (Platz 10). Australien liegt mit seinen Städten weit vorne aufgrund geringen Bevölkerungsdichte des Landes insgesamt und relativ niedriger Kriminalitätsraten. Als einzige Stadt aus dem deutschsprachigen Raum in der Top 10 hat es Zürich auf Platz 7 geschafft.
🔗 Economist Intelligence Unit: Global Liveability Index
🔗 Eckdaten zu Australien bei „The Economist“

Die Unternehmensberatung Mercer veröffentlicht jährlich eine Übersicht über die lebenswertesten Städte weltweit. Die Plätze eins bis fünf belegten 2019 Wien, Zürich, Vancouver, München und Auckland. Sydney ist auf Platz 11 in dieser Übersicht die Stadt mit bester Bewertung in Australien. Australien liegt hier im Vergleich zum deutschsprachigen Raum aufgrund der enorm hohen Hauspreise weiter hinten als in anderen Ranglisten. Ein weiterer Grund sind die vergleichsweise hohen Kosten in der Lebenshaltung im Vergleich zu Mitteleuropa. Weitere Städte im deutschen Sprachgebiet sind Düsseldorf (6), Frankfurt (7), Basel (10), Bern (14), Berlin (16), Hamburg (19), Nürnberg (23) und Stuttgart (27). Die Platzierung der australischen Städte ist im Schnitt deutlich schlechter: Melbourne (17), Perth (21), Canberra (30), Adelaide (29) und Brisbane (35).
🔗 Mercer
🔗 Wikipedia EN: Übersicht der Rankings lebenswertester Städte

Wirtschaftszweige

Rohstoffindustrie
Der hochproduktive Bergbau im Westen Australiens mit Perth als Metropole benötigt nur 0,8 Prozent der Erwerbstätigen, um seine Exporterfolge zu erzielen. Rund 15 Prozent der weltweit abgebauten Eisenerze und 6,5 Prozent der globalen Steinkohleförderung stammten 2020 aus Australien. Rohstoffe machen den Großteil aller Exporte Australiens aus. Kohle, Eisenerze und andere Ressourcen sind die wichtigsten Exportprodukte.

  • Kohle: Australien hat riesige Kohlevorkommen und ist einer der Hauptexporteure von Kohle. China ist inzwischen in die traditionellen Märkte der Australier eingedrungen: Japan, Korea und Taiwan. Das Land droht Australien als wichtigsten Kohleproduzenten der Welt zu überholen.
  • Bedeutende Rohstoffvorkommen finden sich in Australien auch an Erdöl, Erdgas, Nickel, Zirkon, Eisenerz, Bauxit, Diamanten und Uran.
  • Aluminium, Gold, Eisenerz, Titan und Basismetalle wie Kupfer, Blei und Zink profitieren von einem Wachstum der Weltwirtschaft und können höhere Preise erzielen. Entscheidend sind vor allem die wichtigen Absatzländer in Asien. Werden dort Projekte aufgeschoben oder storniert, hat dies Einfluss auf Australiens Rohstoffexporte.

Bilder einer strikt gewerkschaftlich organisierten Industrie, die sich auf den Rohstoffabbau stützt, wie sie noch in den 80er Jahren gültig waren, sind veraltet. Die Rohstoffindustrie hat rationalisiert: Alte Stahlöfen werden abgeschaltet, unprofitable Kohle-Gruben dichtgemacht – die Entlassungen, die dies zur Folge hatte, wurden durch Abfindungen abgefedert. „Good governance“ wird besonders beim Vergleich zwischen Indonesien und Australien deutlich: Das rohstoffreiche Indonesien hätte eigentlich die gleichen Voraussetzungen wie Australien gehabt, hat aber den Reichtum durch Vetternwirtschaft und Korruption verschleudert.

Landwirtschaft
Sie bildete über Jahrhunderte das Rückgrat der australischen Wirtschaft, hat aber in den letzten Jahrzehnten zunehmend an Bedeutung verloren. Im Landesinneren befinden sich die meisten Rinderfarmen, südwestlich in Viktoria Weinanbau und Landwirtschaft. Die Erntegebiete – besonders begehrt bei den Working Holiday Makers – sind vorwiegend an der Ostküste angesiedelt. Ihren nach wie vor großen Einfluss auf die Wirtschaft zeigen außergewöhnliche Naturereignisse.

Dienstleistung
Rind drei Viertel der Aussies arbeiten im Dienstleistungssektor, die meisten davon in Sydney. Australiens größte Stadt ist Finanz- und Servicemetropole; Melbourne, Ballungszentrum Nummer zwei, traditioneller Standort des produzierenden Gewerbes. Sydney sieht sich gern auch als Geldzentrum des gesamten asiatischen Raums: Viele internationale Banken haben ihren Asien-Hauptsitz nach Sydney oder Melbourne gelegt, und auch die großen australischen Finanzdienstleister und Industriekonzerne sind in den beiden Städten zu Hause. Von großer Bedeutung im ganzen Land ist der Tourismus-Sektor.

Bau
Die Baubranche ist ein Beispiel, wie wichtig Australien für die deutsche Industrie geworden ist. Vom gesamten Auftragsvolumen der deutschen Bauindustrie im Ausland kommen in vielen Jahren mehr als 10-15 Prozent oder gar mehr aus Australien. In Australien haben sich die deutschen Baufirmen in lokale Unternehmen eingekauft haben und firmieren unter australischen und britischen Namensschildern. Ein Beispiel ist Hochtief, der mit seiner Tochtergesellschaft Leighton in Australien Marktführer ist.

Produktion
Nicht nur im Rohstoffsektor, sondern auch in der klassischen Industrieproduktion – der Fertigung – sind Fortschritte zu sehen: Die Produktivität in Australien ist durch neue Technologie und besseren Arbeitseinsatz geklettert, allerdings nicht genug. Australien wurde aufgrund der hohen Produktionskosten als Produktionsstandort für die Auto-Industrie unattraktiv. Am 20. Oktober 2017 lief im Holden-Werk in Port Elizabeth bei Adelaide das letzte in Australien produzierte Auto vom Band. Toyota und Ford beendeten zuvor ihre Produktion Down Under. 1990 beschäftigte Ford Australia noch 13.800 Angestellte.

Aufstrebende Branchen
Die Entertainment- und Filmbranche und der Tourismus machen Jobverluste in alten Berufen wett. Australien ist in einigen zukunftsweisenden Nischen-Industrien wie der Biotechnik führend geworden. Kein Land außerhalb der USA hat das Internet schneller angenommen als Australien. In der Industrie, besonders in der Computerbranche und Elektronik, fehlt es an Leuten. Aber auch hier gibt es, wie in den USA, einen Ausweg: Australien lässt vorwiegend qualifizierte Einwanderer ins Land.

Wirtschaftsbeziehungen zwischen Australien und Deutschland
Deutschland ist zehntwichtigster Handelspartner Australiens weltweit und nach Großbritannien die Nummer 2 in der EU. In der Rangfolge der deutschen Außenhandelspartner steht Australien ausfuhrseitig an 33. Stelle, einfuhrseitig nimmt Australien den 44. Platz ein.

  • Deutschland importiert hauptsächlich Bodenschätze wie Erze und Kohle.
  • Deutsche Exporte nach Australien bestehen vorwiegend aus Maschinen, Ausrüstungsanlagen für den Bergbau und pharmazeutische Güter. Besonders Maschinen und Kraftfahrzeuge und Kfz-Teile aus Deutschland sind nachgefragt.

Mehr als 300 Tochtergesellschaften deutscher Firmen mit rund 60.000 Arbeitsplätzen haben ihren Sitz in Australien. Die Bandbreite der deutschen Niederlassungen reicht vom kleinen Mittelständler bis zum multinationalen Konzern. Zu den größten Unternehmen zählen Allianz Australia, BMW, Daimler-Chrysler, Münchner Rück, Robert Bosch und Siemens. Die Auslandshandelskammer (AHK) Australien, vertritt die Interessen der deutschen Wirtschaft in Australien, fördert bilaterale Geschäftsbeziehungen und berät deutsche und australische Unternehmen über Marktentwicklungen.
🔗 German-Australian Chamber of Industry and Commerce – Deutsch-Australische Auslandshandelskammer
Alle zwei Jahre wird eine „Australia Germany Business Conference“ veranstaltet – abwechselnd in Deutschland und Australien. Organisiert wird diese Konferenz von der Australian German Association und der Deutsch-Australischen Industrie-und Handelskammer. Themen sind meist Deutschland und Australien als Investitionsstandorte, Forschung und Entwicklung sowie Medien und Kommunikation. Gäste sind in der Regel hochrangige Vertreter aus Politik und Wirtschaft beider Länder.
🔗 Western Australia German Business Association (WAGBA) in Perth
🔗 Advantage Austria in Australia
🔗 SwissCham
Nach deutschen Mitarbeitern müssen die Unternehmen nicht lange suchen. Sie werden von Angeboten aus dem Mutterhaus und Direktbewerbungen überschwemmt: Die Deutsch-Australische Kammer erhält pro Jahr mehr als 600 Anfragen, die sich auf Jobs und Praktika beziehen – Tendenz steigend.

Standortqualität
Australien zählt zu den dereguliertesten Ländern dieser Welt. In ihrer Studie „Doing Business“ analysiert die Weltbank das Investitionsklima in 183 Ländern. 2019 liegt Australien auf Platz 18 für Australien, Platz 1 hält Neuseeland.

  • Die Gründung eines Unternehmens ist in Australien vergleichsweise günstig.
  • In Australien lässt sich durchschnittlich innerhalb von zwei Tagen ein Unternehmen gründen
  • Ein gewöhnlicher Vertrag zwischen Geschäftspartnern in Australien vergleichsweise rasch durchsetzen.
  • Die Kosten für die Vertragsdurchsetzung betragen in Australien weniger als ein Prozent des Streitwerts

🔗 Report „Doing Business Australia“ der Weltbank

Australien wird im aktuellen „World Competitiveness Ranking 2019“ des Weltwirtschaftsforums auf Platz 16 eingestuft. Dieses Ranking wird angeführt von den USA, Singapur und der Schweiz. Überdurchschnittlich schneidet Australien unter anderem im Bereich Forschung und Bildung ab: Der fünfte Kontinent liegt auf dem ersten Platz beim Anteil der Bevölkerung am Besuch der weiterführenden Schulen, die in Australien typischerweise die 12- bis 18-jährigen besuchen. Die Wettbewerbsfähigkeit der australischen Forschungseinrichtungen ist sehr gut. Überdurchschnittlich ist auch der Anteil der Bevölkerung im tertitären Ausbildungsbereich (Universitäten und technische sowie weitere Ausbildung – TAFE, Technical and Further Education Colleges). Australiens stärkste Säule ist die Entwicklung der Finanzmärkte, die von einem der stabilsten und soliden Bankwesens unterstützt wird. Die makroökonomische Situation ist eine der besten unter den großen fortgeschrittenen Volkswirtschaften.
🔗 Weltwirtschaftsforum: World Competitiveness Ranking 2019

Investieren in Australien
Australien lockte in den letzten Jahrzehnten mit vergleichsweise hohen Wachstumsraten und stabilen Eckdaten. Investoren können daran teilhaben. Dabei sind allerdings auch die Risiken zu berücksichtigen.

  • Der Leitindex S&P ASX 200 enthält vor allem Finanzwerte (40 Prozent), Rohstoffwerte (20 Prozent) und große Konzerne wie das Medienunternehmen News Corp und die Brauerei Foster’s. Solange in China und Indien die Wirtschaft boomt sind Rohstoffaktien – wie die von Minen, in denen Eisenerz, Kupfer, Nickel, Aluminium und Kohle gefördert wird – besonders gefragt. Umgekehrt führt ein Einbruch bei den Rohstoffpreisen auch zu einer Talfahrt der Aktienkurse. Wer die Konzentration auf eine oder mehrere Aktien scheut kann auf den S&P ASX 200-Index bezogene Zertifikate nutzen, die zirka 90 Prozent der Marktkapitalisierung australischer Aktien abdecken. Vorteile: In meist sehr engen Geld/Brief-Spannen sind Zertifikate jederzeit während der Börsenzeit handelbar. Da das Investment unbelastet ist durch Managementgebühren, ist das Zertifikat unter Berücksichtigung des Bezugsverhältnis und der Währungsumrechnung stets das Ebenbild des Index – mit allen Vor- und Nachteilen.
  • In den vergangenen Jahren stiegen die Immobilienpreise kräftig. Australien hat eine „Spekulationsblase“.

Weiterführende Informationen

🔗 Austrade – Australische Handelsorganisation
🔗 Deutsch-Australische Handelskammer (AHK)
🔗 Australian Chamber of Commerce and Industry (ACCI)
🔗 Goethe-Institut Melbourne – u.a. mit dem deutschen Netzwerk in Australien und Infos zur Präsenz deutscher Industrie in Australien