Die spektakulären Bilder eines Buschbrandes in Australien erreichen garantiert auch das Fernsehpublikum im deutschsprachigen Raum. Feuersäulen, die Dutzende Meter hoch aufragen, sind „Eye-Catcher“. Meist fehlt innerhalb der Bildsequenz eines Nachrichtenblocks aber die Zeit für eine differenzierte Betrachtung, und so kann schon mal der Eindruck entstehen ein ganzer Kontinent würde gerade brennen. Diese Seite soll Ihnen zu einem der brennendsten Themen Australiens Hintergründe über das Tagesgeschehen hinaus vermitteln. In Australien verbrennen im Schnitt in einer »normalen« Feuersaison durchschnittlich nur zwei Prozent der Waldfläche. 2019/20 verbrannte allerdings eine Fläche von mehr als 12 Mio. Hektar Busch- und Ackerland, eine Fläche drei Mal so groß wie die Schweiz. 2020/21 gab es erfreulicherweise nur wenig Buschbrände.
Der australische Wetterdienst verzeichnet seit Jahrzehnten sukzessiv steigende Gefahr von Bränden und die Ausdehnung der Brandsaison. Die Bevölkerung wird immer wieder aufgefordert sich auf die Gefahr von Buschbrände und eventueller Evakuierungen vorzubereiten. Die Behörden gehen davon aus, dass Brände in bewohnten Gebieten häufiger sein werden und öfter die Brände außer Kontrolle geraten können. Die Feuerwehren in Australien richten sich auf häufigere und kompliziertere Einsätze ein.
Australische Politiker streiten derweil immer noch über die Ursachen der Buschfeuer. Manche Politiker sind immer noch der Ansicht, dass es sich „nur“ um normale Naturereignisse handele und der Klimawandel eine Erfindung verrückter, innstädtischer Linker sei.
Reisende sollten sich unbedingt mit den Informationsquellen für Feuerwarnungen vertraut machen wie sie unter anderem auch über Australien-Info aufgefunden werden können. Sie sollten bei Reisen entlang der Ostküste vor Fahrtantritt jeweils überprüfen ob Änderungen bei der geplanten Tagesetappe nötig sind. Es kommt zu Straßensperrungen auch auf den Hauptverbindungsrouten. Die Zufahrten in Nationalparks könnten bei Bedarf geschlossen werden, vergleichbar Sperrungen bei Lawinengefahr in den europäischen Alpen im Winter.
Aktuelle Brandsaison
In der Buschbrandsaison 2020/21 wurden in der Nähe von Perth mehr als 70 Häuser zerstört. Fast 10.000 Hektar Wald und Agrarland verbrannten. Im Oktober 2020 brannte es auf der Hälfte von Fraser Island, vor allem im Norden. Die Häuser des Ortes Happy Valley an Ostküste konnten knapp gerettet werden konnten. Nicht betroffen von den Bränden waren die unmittelbare Umgebung des Kingfisher Bay Resort and Village sowie Beauty Spots wie der Lake Mc Kenzie.
Bilanz
1851 | Im Februar wird der „Black Tuesday“ zur ersten markanten Brandspur der jüngeren australischen Geschichte. |
1902 | Damals wurde es als das schlimmste in der Geschichte des Landes bezeichnet: In der Region Riverina im südlichen New South Wales nahe der Stadt Wagga Wagga brannte es wochenlang und breitete sich über das Gebiet des heutigen Mount Kosciuszko Nationalparks bis hin zur South Coast aus. Damals wurde es als das schlimmstmögliche Desaster angesehen. |
1937 | Eine Feuerwalze rast binnen weniger Stunden von Walpole über Denmark nach Albany in Westaustralien. Glücklicherweise gab es keine Menschenleben zu beklagen. Noch heute lässt sich deren Spur anhand der herausragenden, meist kahlen grauen Baumstämmen aus den Wäldern des Südwestens erkennen. |
1967 | Tasmanien: 62 Tote und mehr als 1400 zerstörte Gebäude listet die Statistik. |
1983 | Victoria und South Australia: Der „Ash Wednesday“ fordert mehr als 70 Menschenleben und zerstört ganze Städte. |
1994 | New South Wales: Es brannte lichterloh. Vier Feuerwehrleute werden getötet, fast 200 Wohnhäuser zerstört. Unter anderem wird der Blue Mountains Nationalpark stark in Mitleidenschaft gezogen. |
1997/98 | New South Wales / Victoria: Im Dezember 1997 werden bei verheerenden Buschbränden mindestens 30 Wohnhäuser zerstört. Zwei von Flammen eingeschlossene Feuerwehrleute kommen bei Lithgow (150 km W Sydney) ums Leben. Rund 200.000 Hektar Buschland brennen insgesamt nieder. Die Brände breiten sich nach einer extremen Dürreperiode aus, die auf das Wetterphänomen El Niño zurückzuführen ist. |
2001/02 | New South Wales: Die längste und intensivste Buschbrandkatastrophe in der australischen Geschichte währt ab dem 26. Dezember 2001 für 23 Tage. Der «Schwarzen Weihnacht» in der Umgebung von Sydney fallen 170 Wohnhäuser zum Opfer; riesige Busch- und Weideflächen verbrennen. Viele Australier berührte es emotional, dass ausgerechnet beim traditionellen Weihnachtsessen die Bewohner ihre Häuser fluchtartig verlassen mussten und danach manchmal nur noch Ruinen ihres Besitzes vorfanden. Beendet wurden die über 100 Buschfeuer durch starke Regenfälle, die bis zu 40 mm Regen pro qm brachten. Bis zu 10.000 Feuerwehrleute aus ganz Australien waren gleichzeitig im Einsatz. Die Kosten der Feuerbekämpfung überschritten geschätzt 40 Mio. AUD. Die Versicherungsgesellschaften schätzten den Gesamtschaden auf 70 Mio. AUD (fast 40 Millionen Euro). Es wurde aber davon ausgegangen, dass etwa 20 Prozent der Opfer nicht versichert waren, weil ihnen die Prämien zu hoch schienen. Über 650.000 Hektar Farmland und Wald verbrannten – das ist die Fläche von mehr als 650.000 Fußballfeldern. Stark betroffen waren diesmal wiederum die Blue Mountains sowie die „South Coast“ bei Jervis Bay (ca. 200 km S Sydney). Besondere Verheerungen hatten die Brände im südlich von Sydney gelegenen Royal National Park angerichtet. Der nach dem Yellowstone National Park in den USA zweitälteste Naturschutzpark der Welt hat durch drei Buschbrände zwischen 1994 und 2002 80 Prozent seines Waldbestandes verloren. |
2002/03 | In Folge einer außergewöhnlichen Trockenheit begann die Buschbrandsaison bereits im Oktober. Bis Mitte Dezember 2002 wurden vier Menschen bei wochenlang schwelenden Bränden getötet, mehrere Dutzende Häuser fielen den Flammen zum Opfer. Den Flammen fielen bis dahin rund um Sydney mindestens 41 Häuser zum Opfer. Etwa 800 Bewohner mussten in Notunterkünfte flüchten. Rund 4500 Feuerwehrleute aus dem Bundesstaat New South Wales werden von etwa 500 Kollegen aus Nachbarstaaten und rund 90 Löschflugzeugen sowie -helikoptern unterstützt. Die Bundesstrasse nach Norden in Richtung Brisbane musste zeitweise gesperrt werden. Sydney war zeitweise nur noch über zwei Ausfallstrassen erreichbar. Die Brände rund um die Hafenmetropole galten als die schlimmsten seit 30 Jahren. Buschfeuer wüteten auch in Zentral-Australien. Dort wurde seit September 2002 rund 150.000 Quadratkilometer Buschland vernichtet. Zum Vergleich: England hat eine Fläche von knapp über 130.000 Quadratkilometern. Durch Blitzeinschläge und extreme Trockenheit flammten die Buschfeuer Mitte Januar 2003 erneut auf.
Bis Ende Januar 2003 brannten landesweit 1,7 Mio Hektar an Wald- und Buschland nieder. Insgesamt sieben Personen kamen bis zu diesem Zeitpunkt bei den Buschbränden in diesem Sommer um. Unklar ist das Schicksal vieler bedrohter Tierarten. Für Hunderttausende war das Trinkwasser gefährdet durch Kontamination. |
2003/04 | Am 28. Dezember 2003 starben in der Nähe von Tenterden (rund 80 km N von Albany in Westaustralien) zwei Frauen. Beide gerieten offenbar in ihrem Auto in Panik und flohen aus dem Fahrzeug. Dann wurden sie von Flammen und Rauch eingeschlossen worden. Der Brand zerstörte mehrere tausend Hektar Land. |
2004/05 | Anfang Januar 2005 flammten in Südaustralien auf der Halbinsel Eyre die schwersten Brände seit 1983 auf. Innerhalb von 3 Tagen wurden 145.000 Hektar Busch- und Weideland versengt – das ist doppelt so groß wie die Fläche des Bundeslands Hamburg. Acht Menschen – unter ihnen zwei Kleinkinder – verbrannten auf der Flucht vor den Flammen im Auto. |
2005/06 | Bis Ende Januar 2006 wurden allein in Victoria mehr als 150.000 Hektar Land zerstört – etwas mehr als die Hälfte der Fläche des österreichischen Bundesstaates Vorarlberg. Hier dehnte sich ein Brand auf knapp 100 Kilometer aus. Es starben drei Menschen, darunter ein Feuerwehrmann. Mindestens 28 Häuser wurden ein Raub der Flammen. Der größte Brand startete im Grampians-Nationalpark. Knapp 60.000 Schafe und Rinder verendeten. Den Helfern gelang es im Dauereinsatz ein riesiges Flammenmeer einzudämmen. Insgesamt stemmten sich 1.000 Feuerwehrleute gegen diesen Brand.Zu Neujahr 2006 bekämpften tausende Feuerwehrleute rund 30 Buschfeuer. Nationalparks in den gefährdeten Regionen wurden geschlossen und Wanderwege gesperrt. Nördlich von Sydney waren zu Neujahr vier Brandherde außer Kontrolle. Die Flammen schlugen bis zu 20 Meter hoch. In einem Nobelviertel mussten mehr als fünfzig Häuser evakuiert werden, einige Häuser fielen auch den Flammen zum Opfer. Autos gingen in Flammen auf. Löschhelikopter unterstützten die Feuerwehrkräfte am Boden. Mehrere große Ausfallstraßen wurden von den Behörden gesperrt. Bauern wurden aufgerufen, die Ernte einzustellen, um Funkenschlag aus Landwirtschaftsmaschinen zu vermeiden. In Victoria wurden mindestens fünf Häuser von den Flammen zerstört. Eine Feuerwand von rund dreißig Kilometern länge verwüstete etwa 9000 Hektaren Busch- und Ackerland. Zwei Menschen wurden verletzt. Auch in Südaustralien brannten über 2000 Hektar Land. |
2007/08 | Die Feuersaison 2007/08 war vor allem in Westaustralien ausgeprägt, wo zum Jahreswechsel diverse Buschbrände aktiv waren. Bei einem Buschfeuer im Westen Australiens kamen am 30.12. drei Menschen ums Leben gekommen. Die Polizei fand die Leichen von zwei Erwachsenen und einem Kind in den ausgebrannten Fahrzeugwracks in einem Nationalpark. Die Fahrzeuge waren auf einer Straße unterwegs, die wegen eines seit Tagen wütenden Buschfeuers gesperrt waren. |
2008/09 | Im Januar und Februar 2009 litt der Süden Australiens unter der ausgeprägtesten Hitzewelle seit Beginn der meterologischen Aufzeichnungen. In Adelaide wurde an manchen Tagen bereits um zehn Uhr morgens die 40-Grad-Marke überschritten. In Melbourne fiel praktisch im gesamten Januar kaum ein Tropfen Regen. Auch in Sydney war es zeitweilig so heiß, dass Nahverkehrszüge wegen verformter Schienenstränge vorsorglich nur noch langsam fahren durften. Heiße, trockene Winde und vereinzelte Selbstentzündungen führten im Zusammenspiel mit Brandstiftung zu Australiens größter Naturkatastrophe der jüngeren Geschichte. Das extrem heiße und windige Wetter führte dazu, dass viele der „üblichen“ Waldbrände außer Kontrolle gerieten. Ein nie zuvor gesehenes Aufgebot an Feuerwehr, Militär und Polizei konnten die Flammenwände nicht aufhalten, die sich mit Geschwindigkeiten von bis zu 50 Kilometern in der Stunde durch die trockenen Eukalyptuswälder fraßen.
Politiker wählten deutliche Worte zur Beschreibung der Lage:
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2009/10 | Mitte November 2009 kletterten vielerorts in Australien die Temperaturen über 40 Grad. In mehreren Bundestaaten brachen Buschfeuer aus. Betroffen waren New South Wales, Tasmanien, Victoria und South Australia. Ungewöhnlich war, dass bereits im November ein Mix aus extemer Hitze, Trockenheit und Wind die Buschfeuersaison starten liess. Die Behörden meldeten am 21.11.09 über hundert Feuer. In New South Wales wurde offenes Feuer, einschließlich Grillen, verboten. Auf Tasmanien wurden in der Stadt Dolphin Sands (nahe der Freycinet Halbinsel) Häuser durch Brände zerstört. Australien hatte sein Warnsystem nach den folgenschweren Bränden 2008/09 umgestellt: Am 17.11.2009 wurde erstmals eine neu gestaltete Warnung ausgerufen: Menschen in Gebieten mit akuter Brandgefahr werden damit aufgerufen, sich schon vor dem drohenden Ausbruch eines Feuers in Sicherheit zu bringen. Die Hausbesitzer können aber nicht gezwungen werden, ihre Häuser zu verlassen. Bis Mitte 2009 wurde es den Hausbesitzern überlassen, ob sie ihr Haus verlassen wollten oder es in Eigenregie gegen die Flammen schützen wollten. |
2012/13 | Im Jahr 2013 wüteten großen Buschfeuer ab 4. Januar auf Tasmanien: In der Stadt Donalley und in Conellys Marsh brannten mindestens 100 Wohnhäuser, eine Schule und einige Geschäfte nieder. Große Teil der Tasman Halbinsel mussten evakuiert werden. |
2013/14 | Mitte Oktober 2013 begann die Buschbrand-Saison 2013/14: In New South Wales brannten nach Angaben der Behörden die schlimmsten Feuer seit 10 Jahren. In Lake Munmorah (rund 100 km nördlich von Sydney) hatte ein 63-jähriger einen tödlichen Herzanfall beim Versuch sein Haus vor den Flammen zu retten. Innerhalb von 48 Stunden brannten um Sydney mindestens 80 Häuser ab und mehr als 30 wurden beschädigt. Schwerpunkt der Brände im Bundesstaat war die Region um Springfield in den Blue Mountains. |
2014/15 | Die Buschbrand-Saison 2014/15 begann im November 2014. Anfang Januar 2015 brannten 1700 Hektar Weideland etwa 200 km entfernt von Melbourne und Gebiete in der Nähe von Adelaide. Jedes Jahr im typischerweise sehr regenarmen Sommer gibt es in den Hügeln um Perth erhöhte Brandgefahr. In bewohnten Gegenden ist es schwierig vertrocknetes Unterholz im Frühjahr abzufackeln, wie es im Südwesten von Westaustralien üblich ist. Wenn ein starker, heißer Wind aus den Wüsten des Nord-Ostens kommt, ist die Brandgefahr gro0. Die Auslöser des Feuers sind nach Angaben der Feuerwehr oft Kleinigkeiten. So fiel im Swan Valley ein Ast aufgrund starken Windes der bei starkem Wind abbrach und auf eine Stromleitung fiel. Der Brand in Roleystone ging auf einen Mann zurück, der mit einem elektrischen Gartengerät arbeitete und dabei versehentlich das trockene Gras entzündete. |
2018/19 | Die Buschbrand-Saison 2018/19 begann im November 2018. Über 100 Buschfeuer brannten in Zentral-Queensland in der Region um Mackay, Rockhampton und Bundaberg. Ein 21-Jähriger starb beim Versuch auf der Farm seiner Eltern eine Feuerschneise anzulegen. Er wurde von einem fallenden Baum erschlagen. Die Feuer sollen sich größtenteils selbst entzündet haben. In der Region hatte es in den letzten Monaten wenig geregnet und derzeit ist es relativ heiß. |
2018/20 |
In der Buschbrandsaion 2019/20 starben 33 Menschen und grob geschätzt über eine Milliarde Tiere – sowohl Nutztiere wie auch wilde Tiere. Es verbrannte bislang eine Fläche von mehr als 12 Millionen Hektar Busch- und Ackerland, eine Fläche drei Mal so groß wie die Schweiz (rund 4,1 Mio. Hektar). Im australischen Südosten wurden mehr als ein Fünftel der Waldökosysteme Raub der Flammen auf einer Fläche von 60.000 Quadratkilometer.
Im Frühjahr/Sommer 2019/20 herrschten perfekte Bedingungen für Buschbrände: Der Winter 2019 war der sechstwärmste seit Beginn der Wetteraufzeichnungen und brachte viel wenig Niederschlag. Australien litt seit vier Jahren unter einer extremen Trockenheit. Hohe Temperaturen und starke, trockene Winde kamen. Anfang September als es im Südosten von Queensland zu brennen begann lagen die Temperaturen 10 Grad über dem langjährigen Mittelwert. Die Wasserreservoirs waren nur schwach gefüllt. Die Chronik einer „Horror-Saison“:
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Prognosen
Laut dem nationalen Forschungsinstitut Csiro und der Meteorologischen Anstalt stehen dem Kontinent „gefährlich Jahrzehnte“ bevor. Der Zeitraum der Buschfeuer, wie die im Sommer oft auftretenden Waldbrände in Australien genannt werden, werde in Zukunft früher beginnen und später enden, so die Forscher. Bereits 2007 habe es im Südosten des Kontinents deutlich mehr Tagen gegeben, an denen die Feuergefahr „extrem“ gewesen sei. Bis zum Jahr 2020 werde die Zahl solcher Extremtage um bis zu 65 Prozent zunehmen. So kam es dann leider auch.
Seit 1990 ist die Durchschnittstemperatur in Australien um 0,9 Grad Celsius gestiegen. In Computerprognosen heißt es, 2030 werde die Temperatur 1 Grad über derjenigen von 1990 liegen. „In der Zukunft rechnen wir mit einem Anstieg des Ausstoßes von Treibhausgasen, was zu einer weiteren Erwärmung führen wird und damit in Bezug auf Südaustralien zu weiterer Trockenheit, die das Feuerrisiko verstärkt“, sagte Kevin Hennessy, einer der bekanntesten Klimaforscher Australiens.
Ursachen
Lodernde Naturgewalten
Besonders heiße und trockene Tage mit Nordwinden bringen jedes Jahr für die Wälder des Südens von Australien – etwa südlich einer Linie von Perth über Adelaide bis Brisbane – akute Waldbandgefahren mit sich. Innerhalb weniger Stunden steigen durch trockene Wüstenwinde die Temperaturen in Sydney, Melbourne, Adelaide oder Perth von angenehmen Nachttemperaturen zwischen 15 und 20 C auf Werte nahe oder über 40 C. Wenn sich dieser Effekt an mehreren Tagen wiederholt und es zuvor unterdurchschnittlich wenig Niederschläge gab, steigt die Gefahr von Buschfeuern dramatisch.
Wenn vor Australien das Wasser im Durchschnitt zu kalt ist (= positiver IOD), regnet es in vielen Regionen Australiens viel zu wenig. 2019 war die Dürre mitausgelöst durch einer der stärksten positiven Indischer-Ozean-Dipole (IOD), die bislang gemessen wurden.
Der australische Wald wird dominiert durch Eukalypten und Akazien. Insbesondere erstere haben einen hohen Anteil brennbarer ätherischer Öle in ihren Blättern. Das abgefallene Laub von Eukalypten braucht zirka 6 Jahre um zu kompostieren – das heißt, es steht wesentlich länger als „Zunder“ auf dem Waldboden zur Verfügung. Abgefallene Rindenreste der Eukalypten sowie dürres Buschwerk bieten dem Feuer zusätzliche Nahrung.
Die Feuer entzünden sich teilweise selbst (beispielsweise durch Blitzschlag) und werden von trocken-heißen Windböen in unterschiedliche Richtungen getrieben. Die Flammenwände eines solchen Feuers schlagen bis zu den Baumwipfeln empor, die teilweise rund 50 Meter hoch sind. Wenn die Baumriesen der Wälder in Westaustralien oder Victoria betroffen sind, können diese auch noch höher werden. Dort stehen die höchsten Eukalypten – der Mountain Ash in Victoria ist mit rund 100 bis 110m Maximalhöhe der zweithöchste Baum der Erde nach den Sequoias. Nur wenig kleiner sind die Karris in den Wäldern von Südwestaustralien, die in ausgewachsenem Stadium rund 90 m erreichen können.
Das CSIRO Forestry and Forest Products, Canberra, hat im Jahre 2000 nachgewiesen, dass in einer Kombination aus Buschfeuer, starkem Wind und Gummibäumen Funken bis zu 25 Kilometer weit fliegen können. Dazu wurde der Funkenflug in speziellen, zwölf Meter hohen Windtunneln simuliert. Die Blätter des Gummibaums erzielten im Vergleich den „Weitflug-Rekord“. 1994 war in der Region Como-Jannali bei Sydney brennende Rinde von Eukalyptus-Bäumen über einen Kilometer weit durch die Luft getragen worden. Entscheidend ist beim Funkenflug, wie schnell die Rinde verbrennt. Mitunter geht sie erst Minuten nach Entzündung endgültig in Flammen auf. Zu diesem Zeitpunkt kann sie der Wind aber schon sehr weit weg getragen haben.
Ursache Plantagenwald?
Mit markanten Vorwürfen sieht sich die Holzindustrie konfrontiert. Immer mehr Land wird für Baumplantagen verwendet. Dabei hat die Industrie auch viele Flächen im Auge, die von Buschfeuern zerstört wurden. Der Konflikt um die kommerzielle Nutzung weiter Waldflächen wird besonders heftig in der Region Südwest-Australien geführt. Wissenschaftler des CSIRO unternehmen nun gezielte Studien, um die Brandgefahr in diesen Plantagenwälder korrekt einstufen zu können. Dort wachsen meist Kiefern und Eukalypten. Die Vermutung ist, dass große Plantagengebiete eine weitaus größere Gefahr darstellen könnten als ein gut geführter Nationalpark
Zersiedlung
Die Australier lieben es im Busch zu wohnen. Um 1990 kämpften die Einwohner von Duffy (Victoria) vergeblich gegen den Bau von rund 1000 Häusern im Kiefernwald. Die Attraktivität der nordöstlichen Täler Victorias zeigt sich jedem Besucher auf Anhieb: Wunderschöne Blicke auf die Alpen wecken Begehrlichkeiten erholungsbedürftiger Städter auf Bauland mit Waldbestand. Ein ähnlicher Effekt ist in Katoomba in den Blue Mountains zu beobachten. Ein im Jahre 2002 gegründetes Bushfire Cooperative Research Centre sieht daher eine seiner vordringlichsten Aufgaben in einer gezielten Raumentwicklung, die auch die Buschfeuergefahren adäquat berücskichtigt. Irgendwie kommt uns das Mitteleuropäern doch ziemlich bekannt vor: Ferienhäuser in alpinen Lawinenstrichen sind genau so ein Problem wie Gewerbesiedlungen in potentiellen Hochwassergebieten.
Brandbekämpfung
In bergigem, wenig erschlossenem Gelände – wie beispielsweise den Blue Mountains – ist die Bekämpfung der Brandzellen besonders problematisch. Als „Held“ der Feuerbekämpfung hat sich 2001 ein Hubschrauber erwiesen – ein „Erickson Air Crane“, der große Wassermengen gezielt auf die Buschfeuer versprühen kann. Kritisch sind unterirdische Brände, die auch durch starken Regen nicht gelöscht werden können. Diese unterirdischen Brandherde werden mit Infrarotsensoren aufgespürt.
Alltägliche Feuer
Australien ist der trockenste Kontinent der Erde. In vielen Regionen haben sich die Tier- und Pflanzenwelt dem Rhythmus von Feuer und Dürren angepasst. So ist eine Reihe von Bäumen sehr gut in der Lage sich vor „normalen“ Buschfeuern über ihre Rinde zu schützen.
- Die Samenkapseln vieler Pflanzen öffnen sich erst in der Hitze eines Buschfeuers, erst danach erst kann der Samen keimen. Dies trifft beispielsweise auf den Grasbaum zu.
- Versengte Eukalyptusbäume treiben bald wieder aus. Sie sehen dann aus wie grüne Staubwedel. Die Eukalyptenarten verfügen dabei über einen unterschiedlichen Grad an ätherischen Ölen. Der Mountain Ash produziert über die Trockenzeiten kräftig Samen, die in harten Kapseln lagern. Nach einem Brand öffnen sich diese verholzten Kapseln unter dem Einfluss von Hitze und Rauchgasen. Auf einem Hektar befinden sich Millionen Samen, die durch die Asche gleichzeitig eine neue Basis für die nächste Baumgeneration vorfinden.
- Feuer gehören in Australien fast zum örtlichen „Way of Life“. Schon Vorfahren der heutigen Aborigines legten Feuer, wenn sie grünes Gras wachsen lassen wollten – weil es jagbare Tiere anzog.
Im Norden von Australien gehören kleine Buschfeuer zum Alltag. Am Ende der Trockenzeit ziehen kleine Feuer über das Land, die das Unterholz abbrennen.
Umstrittene Vorbeugung
Das „Kontrollierte Abbrennen“ („prescribed burning“) wird in Australien seit Jahren kontrovers diskutiert. Umweltschützer sind dagegen, Brandschutzexperten dafür. Letztere kritisieren, dass die australischen Behörden sich zu sehr der Meinung von Umweltschützern angeschlossen, und damit den Schutz von Millionen Hektar Buschland vernachlässigt hätten. Umweltschützer wehren sich teilweise gegen kontrollierte Brände. Nach Meinung der Brandschutzexperten hätten die Flammen sich vor allem wegen der Restriktionen für das gezielte Abbrennen von Gestrüpp und Unterholz ausbreiten können. Die Kunst liegt in der Abwägung von Schutz des Eigentums und dem Schutz der Umwelt.
Mitursache Brandstiftung
Die australische Polizei nahm während der Feuerwelle im Dezember/Januar 2001/02 28 mutmaßliche Brandstifter fest – ein Großteil der Feuerteufel („Firebugs“) ist zwischen neun und 18 Jahre alt. Sie zündeln mutmaßlich aus Frust, Lust und Langeweile. Zuweilen gaben Überreste von Molotowcocktails in der Nähe des mutmaßlichen Brandursprungs eindeutige Hinweise. Mit der Frage nach den Ursachen beschäftigen sich die Psychologen und Psychiater. Auffällig viele Australier scheint das Feuer zu faszinieren. Dabei geht diese Faszination weit über den Reiz eines Barbecue-Feuers hinaus. Wie auch andernorts ziehen die gefährlichen, zerstörerischen Buschfeuer auch Schaulustige an die die Urgewalten live sehen wollen.
Brandstiftung hat in Australien viele Facetten, die zuweilen stark an südeuropäische Verhältnisse erinnern, wo ja in einigen Ländern Brandstiftung leider auch an der Tagesordnung steht.
- Brände in Fabriken oder Schulen werden aus Rachgier, Auflehnung gegen die Autorität, Langeweile, Lust am Vandalismus oder banalem Versicherungsbetrug gelegt.
- Australische Psychiater wollen angeblich wissen, dass Brandstiftungen Allmachtsphantasien unterstützen könnten und bei manchen Tätern sogar den „angenehmen Schauer“ sexueller Befriedigung auslöse, wofür es an den Brandstellen sogar Beweise gebe.
- In den 90er Jahren legte ein Feuerwehrmann selbst Waldbrände um als Held gefeiert zu werden, wenn er diese bekämpfte. Leider entdeckte er seine Brände etwas zu häufig auch selbst…
- Eine besondere Kategorie sind schließlich noch die Pyromanen – jene Personen mit einem krankhaften Trieb, Brände zu legen, der ausschließlich unter medizinischer Behandlung bekämpft werden kann.
Jugendliche Brandstifter müssen in New South Wales die Opfer im Krankenhaus oder eine Station für Patienten mit schweren Verbrennungen besuchen und bei den Aufräumarbeiten nach einem Feuer helfen. Erwachsene Brandstifter erwartet eine Haftstrafe bis zu 15 Jahren.
Tiere als Opfer
Geschätzt bis zu einer Milliarde Tiere kamen in den Flammen 2019/20 um. Nach Angaben von Umweltschützern haben die Buschbrände der heimischen Pflanzen- und Tierwelt erheblichen Schaden zugefügt. Am schwersten ist der Koala betroffen. Sein Instinkt treibt ihn in die Baumwipfel. Dort kann er jedoch nur kleine Feuer im Unterholz überleben. Gegen die großen Feuerwalzen ist er machtlos.
- Insekten und Spinnen können einem Feuer mit hoher Intensität nicht entkommen und verbrennen, wenn sie sich nicht wie die Ameisen und Engerlinge eingraben.
- Echidnas, Wombats und Reptilien überleben, weil sie sich in Gängen im Boden einbuddeln, während ein Feuer über sie hinweg fegt.
- Kängurus und Vögel flüchten.
- Immer wieder waren die Tiere beispielsweise in Port Macquarie ein Opfer der Flammen geworden. Die Neuansiedlung von Koalas nach Buschfeuern ist überaus problematisch. Koalas sind Feinschmecker. Selbst wenn es sich um die gleichen Eukalyptenarten handelt, merken die Koalas, dass es sich um einen anderen Boden handelt, auf dem diese Eukalypten stehen, und verschmähen die Kost. Wohl ganz so wie Riesling eben nicht gleich Riesling ist, was Weinkenner gerne bestätigen werden.
- Im Jahr 2000 wurde durch einen Buschbrand Westaustraliens zweitgrößte Population von Quokkas bei Walpole (110 km W Albany) wahrscheinlich ausgerottet. Auch diese Quokkas können nicht so einfach ersetzt werden – zum Beispiel durch Quokkas, die auf Rottnest Island bei Perth leben. Im Bereich des Nornalup Inlet wächst ein giftiger Busch, der Vorbild für das „1080“-Gift ist. De facto ist die chemische Konsistenz des Pflanzengiftes identisch mit dem synthetischen Gift, dass zum Schutz einheimischer Tierarten in viele Regionen als Fallen für europäische Einwanderer wie den Fuchs ausgelegt wurde. Die Quokkas aus Walpole hatten gegenüber dem Gift dieser Pflanze eine Resistenz entwickelt, die die Quokkas von Rottnest Island nicht haben, da dort die Pflanze unbekannt ist. Das „1080“-Gift wird in Australien unter anderem in Fuchsfallen verwandt. Im Südwesten Australiens soll es dem Schutz der dort lebenden Opossum-Population dienen. Kurioserweise wird das gleiche Gift in Neuseeland zur Ausrottung der aus Australien eingeführten Opossums verwandt. Diese nach Neuseeland eingeführte Oppossumart stammt aus dem Osten Australien und hat keine Resistenz gegen das „1080“-Gift entwickelt.
- Auch 2019/20 zählten wiederum die Koalas zu den Hauptopfern. Nach Angaben von Wildhütern fielen Tausende Koalas den Bränden zum Opfer gefallen. Wegen ihres hohen Ölgehalts gehen Eukalyptusbäume, in denen die Tiere leben, schnell in Flammen auf – schneller, als die Koalas flüchten können.