Ausland in Australien 

Die „Hutt River Province“ in Westaustralien, rund 100 km entfernt von Geraldton, war von 1970 bis 2020 nach eigener Definition ein „unabhängiges Fürstentum“, das sogar von einigen Staaten (darunter von Frankreich und Griechenland) aber nicht von der UNO anerkannt wurde. Das Kuriosum entstand aus einem Streit mit den Behörden, nach dem sich Farmer Prinz Leonhard und Prinzessin Shirley Casley mit ihrem 7457 ha großen Besitz einfach von Australien lösten. Seit 11.2.2017 amtierte dort nun „Prinz“ Graeme, der jüngste Sohn von Leonhard. Am 13.2.2019 starb Prinz Leonhard. Im August 2020 kündigte „Prinz“ Graeme an das Fürstentum aufzulösen und das Land zu verkaufen. Aufgrund der Pandemie fehlten Einnahmen durch Besucher.

Am 21. April 1970 wurde nördlich von Geraldton auf 13.000 Hektar Land das Fürstentum der Hutt River Provinz nach der Abspaltung von Westaustralien gegründet. Damals beschloss die Australische Regierung eine Weizenquote: Nur ein Teil des Weizens durfte der Landwirt noch verkaufen und dann kam die Drohung, sogar sein Land zu enteignen. Nach einem längst vergessenen Gesetz erklärte der Landwirt Leonard Casley die Abspaltung von Westaustralien und nannte seine Hauptstadt Nain. Aus Landwirt Leonard Casley wurde „Prinz“ Leonhard und aus der Frau an seiner Seite „Prinzessin“ Shirley.

Am 2. Dezember 1977 erklärte die Provinz Hutt River Australien den Krieg und nach drei Tagen wurde wieder Frieden geschlossen. Übersteht ein Land einen Konflikt ohne Schaden, gilt es nach altem australischen Recht als unabhängig. Das Reich hatte eigene Postwertzeichen: Die australischen Postbehörde weigerte sich zunächst die Briefe aus dem Fürstentum zu befördern. Der Prinz klagte und man fand einen gemeinsamen Weg: Die Post wurde befördert, wenn die Briefmarken auf der Rückseite des Umschlags sind.

Bis zu 27.000 Touristen pro Jahr kamen in die „Hutt River Provinz“. Mit dem Verkauf von Münzen und Briefmarken wurde der Großteil des Staatsbudgets finanziert. Es gab sogar eine eigene Währung – den Hutt River Dollar und natürlich erhielten die Staatsbürger eigene Pässe, mit denen sie weltweit verreisen konnten. Bis zu 30 Untertanen wohnten in der Hauptstadt Nain. 13.000 weitere im Ausland. Auch einige Firmen hatten ihren Sitz dort. Als Sehenswürdigkeit galt eine Pyramide die angeblich Pyramidenenergie bündeln solle. 2007 berichtete auch der ARD Weltspiegel über das Fürstentum.

Prinz Leonard war jahrelang in einen Rechtsstreit mit den australischen Steuerbehörden verwickelt. Im Juni 2017 bestellte verurteilte der Oberste Gerichtshof von Westaustralien ihn 2,7 Millionen australische Dollar zu zahlen. Sein Sohn Arthur, der sich Prinz Wayne nennt entrichtete schließlich 240.000 Dollar an Einkommensteuern für die acht Geschäftsjahre zwischen Juni 2006 und 2013.

Am 13. Februar 2019 verstarb Prinz Leonhard im Alter von 93 Jahren an den Folgen einer Lungenaufblähung. Im Krematorium von Geraldton versammelten such am 22. Februar 2019 etwa 100 Freunde und Angehörige zur Trauerfeier bei dem die Nationalhymne von Hutt River gespielt wurde. Prinz Leonard hinterließ sieben Kinder sowie zahlreiche Enkelkinder und Urenkelkinder.