Australische Musik ist sehr vielfältig: AC/DC, Vanessa Amorosi, Jimmy Barnes, Jason Donovan, Diesel, John Farnham, Savage Garden, die Bee Gees, Crowded House, Natalie Imbruglia, Kylie Minogue, Midnight Oil, Men at Work, Delta Goodrem, Lenka … alle kommen aus Australien. Nicht zu vergessen die vielen Einflüsse der Aboriginal-Musik in die australische Szene. Wir stellen ein paar Vertreter der verschiedenen Musikstile vor. Die Auswahl erhebt keinerlei Anspruch auf Vollständigkeit.
Pop
Tina Arena
The Flame
Ja, wir geben es ja zu. Unsere Redaktion hört auch mal ganz gerne Mainstream-Pop. Auch von der tragend-heroischen Sorte, wie sie nun mal seit einigen Jahren bei Olympischen Spielen üblich ist. Vielleicht erinnert sich ja noch jemand an „One Moment In Time“ aus Los Angeles oder „Hand In Hand“ von der zusammengewürfelten Truppe „Koreana“. Deutsche Olympia-Songs wie „Go For Gold“ von einer Combo namens „The Winners“ sind dagegen bei den Radiostationen, die das Musikformat „AC (Adult Contemporary) spielen wohl (noch) auf dem Index. Die australischen Olympiasongs haben hierzulande auch keine Karriere gemacht. Ganz anders Down Under. Der Song zur olympischen Fackeltour „The Flame“ hat dort eingeschlagen – zu Recht wie wir finden.
In Deep
Tinas Stimme wird immer wieder mit den großen Diven – Mariah Carey oder Whitney Houston verglichen. Der Hörer muss jedoch nicht die x-te Verdrechselung mitmachen, die einem bei den vorgenannten Damen auch mal gehörig auf den Zeiger gehen kann. Nahezu alle Songs hat sie selbst geschrieben. Die Arrangements sind perfekt. Ist sie jetzt eine Balladen-Königin? Eben nicht nur. Unser Anspieltipp: „Whistle Down The Wind“ oder die erstklassige Cover-Version des Foreigner-Titels „I wanna know what love is“. Wann entdecken eigentlich Sony & Co. das Potential von Tina Arena für Europa? In Celine Dions Babypause sollte ursprünglich Lara Fabian die Ersatzdiva geben. „I will love again“ erreichte zwar heftigen Radioeinsatz, aber der große kommerzielle Erfolg war es wohl nicht.
Vanessa Amorosi
Change & The Power
Die Australier lieben Popmusik. Nicht von ungefähr ist die Abba-Mania dort immer noch unvergessen und Musicals wie „Mamma Mia“ laufen wie geschmiert. Aktuelle Popmusik kennt viele Facetten. Keineswegs gibt es da nur Königin Kylie. Kommerziell fast schon genau so erfolgreich ist Frau Amorosi. Während Kylie ihr großes Comeback in der Popparade zur Schlussfeier der Olympischen Spiele hatte, war es für Vanessa der Start der Weltkarriere. Auf „Change“ ist jedoch keineswegs alles anders: Frau Amorosi schmachtet in gefühlvollen Balladen und präsentiert konsequent produzierten Funkpop. Anspieltipps: Der Titelsong „Change“ und „Follow Me“. Ist sie die australische Britney? Der Sound ist übrigens deutsch – vom Produzententeam des Hamburger Bishop Studios. Und weil die auch schon den Backstreet Boys und *N Sync einen fetten Sound verpasst haben, hört sich auch Vanessa nicht gerade nach Vanessa Paradies (Erinnert sich noch jemand an „Joe le Taxi“?) an ;-). Sounds good.
Delta Goodrem
Innocent Eyes
Ein fulminantes Debütalbum: Die 17. Preis-Verleihung der australischen Phonoindustrie (Australian Record Industry Assocation, ARIA) 2003 wurde von der 18-jährigen Schauspielerin und Sängerin mit neun Auszeichnungen dominiert – u.a. in der Rubrik „Künstlerin des Jahres“. Deltas Debüt hielt sich in Australien acht Wochen auf der Spitzenposition der Album-Charts und erhielt dort 18 mal Platin! Weltweit verkaufte es sich über zwei Millionen mal. Das Album erreichte in Deutschland im Februar 2004 die Top 20 der Media-Control-Charts. In Großbritannien erreichte es im Sommer 2003 die Top 3 der Album-Charts. Den Fans blieb es in Europa insbesondere durch die beiden Hitsingles „Lost Without You“ und „Born To Try“ im Ohr. Delta hat was vielen Popsternchen fehlt: eine kraftvoll tragende Stimme. Dazu hört man als roten Faden in diesem Album ein außerordentlich gut temperiert gespieltes Piano. Als Anspielempfehlung kann man eigentlich getrost sagen: Alles. In Deutschland wurde als erste Single „Lost Without You“ ausgekoppelt – eine ruhige Ballade mit energetischen Momenten.
Mistaken Idendity
Das Folgealbum zum Debüt „Innocent Eyes“ entstand unter ganz besonderen Umständen: Die scheinbar unaufhaltsame Karriere des Stars aus der Soap-Serie Neighbours erhielt am 8. Juli 2003 einen entscheidenden Wendepunkt. Bei Delta wurde „Morbus Hodgkin’s“ diagnostiziert, eine Form von Lymphdrüsenkrebs. Konsequenterweise musste Delta eine Auszeit nehmen, von der keiner wissen konnte, ob sie den Weg zurück ins Showbusiness schaffen kann und will. Das Album „Mistaken Identity“ ist weitaus erwachsener und reifer als das Erstlingswerk, tiefgründiger und zuweilen auch düsterer – eben eine Reflektion eines schwierigen und prägenden Jahres. Verflogen ist die kindliche leichte Fantasiewelt, die man ihr nach ihren Erlebnissen um ihre Erkrankung aber auch nicht mehr abgenommen hätte. In „Mistaken Identity“ textet sie dazu: „I played the role of the nice girl next door who gets cut like a knife“. Dem 8. Juli 2003 widmet sie in „Extraordinary Day“ ein eigenes Stück. „The Analyst“ reflektiert die Selbstanalyse („trying to make sense of her life, digging round in the dirt, she’s a slave to the work“), Es fehlt dem Album aber keineswegs an optimistischen und motivierenden Akzenten wie in „Be Strong“. Genauso eingängig wie beim Vorgänger sind die Melodiebögen. Auf „Mistaken Indentity“ hinterliess Songschreiber und Produzent Guy Chambers mehrfach seine Handschrift – beispielsweise für die erste Single „Out Of The Blue“ sowie „Sanctuary“ und „Electric Storm“. Robbie Williams, Jewel, Charlotte verdanken ihm zahlreiche Popperlen.
Delta Goodrem spielte schon als Siebenjährige in Werbespots und hatte Rollen in australischen Fernsehshows wie Hey Dad, A Country Practice und Police Rescue. Mit 12 nahm sie ihre Karriere selbst in die Hand und schickte ein Demo-Tape an Plattenfirmen; drei Jahre später bekam sie einen Vertrag von Sony Music. Wie schon zuvor Kylie Minogue, Holly Valance, Natalie Imbruglia und Jason Donovan stieg Delta durch die Daily Soap „Neighbours“ in Australien zum Superstar auf.
🔗 Delta Goodrem
Kylie Minogue
Light Years
Die späten 90er standen ganz im Zeichen des ABBA-Revivals. Nachdem das Schweden-Quartett in Australien wie wohl nirgendwo anders außer in Schweden geliebt wurden (ABBA-Fans wissen, dass der Film „The Movie“ hauptsächlich in Australien gedreht wurde), steht seit dem Jahr 2000 die Wiederbelebung der Nachfolger an. Und damit bekommt auch Kylie Minogue ihre verdiente Chance. Was hat diese Frau schon für Höhen und Tiefen in Ihrer Karriere gehabt…. Als australisches Fistelstimmchen wurde sie in den 80ern gehandelt. Fast jeder Aussie hat sie in der Dauerserie „Neighbours“ gesehen. Jetzt knallt wieder der Disco-Sound und der Über-Ohrwurm der Scheibe heißt „Your Disco Needs You“. Richtig gute Popmusik mit Einflüssen aus den 60ern, 70ern und 80ern. Let’s groove. Noch ein Karriere-Highlight: Kylie durfte zum Abschluss der Spiele in Sydney gleicht zwei Tracks spielen: „Spinning around“ und das für den Abschlussabend und die Superparty schon fast programmatisch zu nennende „On A Night Like This“.
Germein Sisters
Because you Breath
Aus dem südaustralischen Adelaide kommen drei höchst talentierte und sympathische musikalische Botschafterinnen des „Australian Way of Life“: Georgia, Ella und Clara Germein. Im September 2013 veröffentlichten sie als Germein Sisters ihr erstes Album. Nach zahlreichen Auftritten in Australien stellten sie es 2013 erstmals dem deutschen Publikum auf einer Clubtournee in Deutschland vor. Wer die drei Mädels live erleben durfte, war begeistert: Das Trio präsentierte melodischen Aussie-Pop, der sofort ins Ohr geht. Die Redaktion von AUSTRALIEN-INFO hatte das Vergnügen die drei am 19. September 2013 live im Club Kuckucksei in Nürtingen zu erleben.
Georgia ist der Kopf des Schwesterntrios: Sie ist sowohl Leadsängerin als auch am Piano, der Gitarre und an der Ukulele zu hören. Ella ist eine Virtuosin an Bass, Cello und Synthesizer. Schlagzeugerin Clara sorgt für sanfte oder treibende Beats am Schlagzeug.
Dem Album merkt man deutlich die Handschrift des Produzenten Billy Farell an, der auch schon für die Corrs gearbeitet hat. Zwei Stücke werden von Sharon Corr auf der Violine begleitet, darunter auch „Please be OK“. Der melodische Refrain dieses Stücks geht sofort ins Ohr. Eine klassisch aufgebaute Popballade, die auf den Punkt davon erzählt welches Herzklopfen man hat, wenn man gerade nicht weiß ob es dem geliebten Freund der gerade nicht bei einem ist hoffentlich gut geht. Ein Stück, das man aufgrund seiner leisen Sequenzen am besten ungestört hört. Unser zweiter Anspieltipp ist „Time Time Go Away“, ein Stück das in seiner Live-Version mit einem richtig intensiven Finale endet.
Auf der Bühne wirken die drei erfrischend lebendig und echt. Kein Wunder, dass sie in ihrer Heimat Südaustralien auch gerade für die Auszeichnung als bester Pop Act des Jahres 2013 nominiert wurden. Man darf ihre Musik als optimistisch und lebensfroh bezeichnen, im englischen spricht man da auch gern von „Pick-Me-Up-Songs“. Der Sound klingt zuweilen wie ein warmer, leichter Sommerwind, eben wie eine Brise am Strand. In ihrem Video sind die drei Mädels auch als Surfgirls zu sehen. Das ist keineswegs Zufall: Die Idee dazu stammt von Clara, die auch als professionelle Surflehrerin arbeitet.
Einige Titel des Albums würden bei einer Teilnahme am Eurovision Song Contest mutmaßlich auch weit vorne landen. Wer „Only Teardrops“, das Siegerlied von 2013 von Emilie de Forest mag, dürfte den Sound der Germein Sisters genau so mögen wie die Fans der australischen Sängerin Delta Goodrem.
Als erste Single wurde mit „Da Da Doo“ ein Song ausgewählt, der im Video auch ein ganz typisches australisches Klischee bedient: Wenn die Wellen passen, dann „it’s OK to take a break“. Man kann sich aber auch sehr gut vorstellen, wie man zu diesem überaus eingängigen Song eine Küstenstraße im Cabrio entlang braust. In „Don’t wait“ und „Because you Breath“, das Titelstück des Albums, erinnern die drei mit ihrem harmonischen Gesang teilweise an die drei Girls von Wilson Phillips („Release me“) aus den frühen Neunzigern. Georgia hat „Because you Breath“ als nachdenklichen Song für eine Freundin geschrieben, die eine schwierige Phase durchmachte um ihr wieder Selbstvertrauen zu geben.
Einen kleinen Einblick in das Familienleben des Germein-Clans gibt der fröhliche Song „Sunny Days“. Zuhause sind sie in Scott Creek in den Adelaide Hills, den waldreichen Hügeln östlich der Millionenstadt Adelaide. Dort wohnen die drei Schwestern noch bei den Eltern Sue und Tim, zusammen mit ihrem Bruder Charlie, der beim Stück „Don’t wait“ ebenfalls zu hören ist. Vater Tim ist Down Under auch als Jazzmusiker bekannt. Georgia Germein hat übrigens schon vor der Zusammenarbeit mit ihren drei Schwestern eine beachtliche Solokarriere hingelegt. Der Titelsong ihres gleichnamigen Soloalbums „Take My Hand“ wurde vom Fremdenverkehrsamt von Südaustralien (South Australian Tourism Commission) für diverse Videos einer Marketing-Kampagne als Hintergrundmusik eingesetzt. Die Begeisterung für Ihre Heimat zeigen sie bei ihren Konzerten deutlich und man merkt wie der Funke rasch auf das Publikum überspringt.
Savage Garden
Affirmation
Melodiöser australischer Pop der Band aus Brisbane, die sich mittlerweile aufgelöst hat. Hits waren u.a.: I Want You, To The Moon & Back and Truly Madly Deeply. Wer noch nicht weiß, um wen es sich da handelt, sollte sich mal die Animation auf der Website der Band ansehen und anhören.
Ten Tenors
One Is Not Enough
Die zehn jungen australischen Tenöre zählen zu den Top Pop-Acts des fünften Kontinents. Sie knödeln nicht im Stile der glorreichen Drei (Pavarotti & Co.) sondern verleihen ihren Aufnahmen einen ordentlichen Schuss Humor. Wie kommt man nun ausgerechnet auf zehn Tenöre? (Hätten ja auch ein Dutzend sein können oder so) Nun, 1995 wurden für den zehnten Geburtstag eines Fernsehsenders zehn Tenöre gesucht werden. Der Sender rief beim „Queensland Conservatorium“ in Brisbane an. Frage: „Sollen die Schüler ein bestimmtes Aussehen haben?“. Was heute in aufwendigen Casting-Shows zu Boygrups und Girlbands zusammengestellt wird, konnte anno 1995 noch ein paar Sätzen formuliert werden: „Nein, machen Sie von allem etwas: Ein paar Blonde, ein paar Dunkle, einen mit Brille, einen mit langen Haaren, einen mit Bart, einen mit Locken, ein paar Schwule – damit alle was zum Gucken haben.“ So fand sich eine bunt gemischte Truppe zusammen – vom klassischen Tenor bis zum Hardrock-Sänger. Und dieses Rezept funktionierte. Es funktionierte so gut, dass 1998 eine 31/2-stündige Session aufgezeichnet wurde. Ihr Debütalbum „Tenorissimo!“ und die Nachfolge-CD „Colours“ waren in Australien Chartstürmer.
Das 2002 veröffentlichte Album „One Is Not Enough“ (in Australien heißt die Platte „United“) ist vielleicht das beste was die Zehnertruppe abgeliefert hat. Die zehn Tenöre dieses Albums waren Craig Atkinson, Nathan Kneen, Drew Graham, Dominic Smith, Dion Molinas, Stewart Morris, David Kidd, Jason „Chopper“ Turnbull, George Forgan-Smith und der Director der Ten Tenors Matt Hickey. Dion Molinas lässt im Booklet zu der aktuellen CD schreiben, er sehe sich als „Sänger, Choreograph und Mutter“ der Zehnertruppe. Und würde es die zehn Tenöre nicht geben, würde er wohl immer noch in einer Bank arbeiten. Oder vielleicht als Drag Queen…Wo soll man mit den Hörtipps anfangen? Bei der sowohl überraschend wie hinreißend intonierten „Bohemian Rhapsody“? Oder der A-capella-Version eines der faszinierendsten Popsongs der je geschrieben wurde – „Dancing Queen“? Aber damit ist die Spannweite des Albums noch längst beschrieben. Da gibt’s noch Dean Martin’s „That’s Amore“ oder eine zuckersüße Italo-Schnulze wie „Santa Lucia“ findet sich ebenfalls drauf. Track 11, das „Australian Medley“ bringt neuen Pfiff in australische Klassiker wie „Waltzing Matilda“, „Tie Me Kangaroo Down“ und „Down Under“. Der Opener der CD – „Rocket“ – eine Eigenkomposition, hat allemal das Zeug für einen veritablen Pophit.
Man kann es gar nicht stark genug betonen: Wer die Gelegenheit hat, die Ten Tenors live auf der Bühne zu erleben: Hingehen! Die Jungs können nicht nur singen, sie bieten auch eine erstklassige und äußerst humorvolle Show. Egal ob „Granada“, Verdi oder Freddy Mercury, „O Sole Mio“ oder „Stayin‘ Alive“ – die zehn ausgebildeten Tenöre bringen musikalisch nahezu alles unter einen Hut. Ihr Repertoire könnte kaum abwechslungsreicher sein: Hier mischt sich der klassische Liederabend mit szenischer Oper, das Popkonzert mit Comedy, die Boygroup mit Pavarotti.
Auch das deutsche Fernsehen hat sie schon entdeckt. Ihren ersten großen TV-Auftritt in Deutschland hatten sie bei der Vorausscheidung zum Grand Prix d‘ Eurovision 2002. Im August 2002 zeichnete der NDR ihren Auftritt im Berliner „Tipi – das Zelt“ auf. Wer die Jungs nicht auf der Bühne sehen kann, sollte unbedingt darauf achten beim CD-Kauf die „Special Edition“ zu erhalten. Die Live-Aufnahmen aus dem Berliner Zelt von „Rawhide“ und „O Sole Mio“ geben ein Gefühl für die Funken, die da bei einem Bühnenauftritt von den Jungs ins Publikum sprühen.
🔗 Ten Tenors
Keith Urban
Days Go By
Keith Urban ist ein gebürtiger Australier mit Wohnsitz in Nashville, der auch schon einen Grammy sein eigen nennt. Seit frühester Kindheit ist er geprägt von Country & Western. Dolly Parton, Don Williams und Glen Campbell könnten seine Vorbilder sein. Daneben ist er auch von den Dire Straits und Fleetwood Mac inspriert. Und so spielt er irgendwo zwischendrin. Vielleicht dann doch wieder gar nicht so weit weg von Mark Knopfler dessen letzte CD – Ragpickers Dream – ja auch von vielen Country-Elementen durchzogen ist und der in seiner Solokarriere auch immer wieder zwischen Rock, Pop und Country pendelt. Noch etwas haben die beiden gemeinsam: Eine wirklich erstklassige Beherrschung der Gitarre. Im Gegensatz zu Knopfler kann Urban allerdings auch noch den „Beau“ markieren. Seine zahlreichen weiblichen Fans dürften auch von seinem Aussehen angezogen werden. „Days Go By“ entstand in Kooperation mit Richard Marx (der neben „Right Here Waiting“ zahlreiche weitere Popperlen schrieb) und John Shanks. „Somebody Like You“ kombiniert Banjo, Fidel mit Rockgitarre und Schlagzeug. Die Platte ist ein bisschen wie ein Büffet: Richtig schöne Pop-Songs („Raining On Sunday“), opulente Balladen („Making Memoris Of Us“) oder Country pur („Live To Love Another Day“). Klingt irgendwie nach einer australisch-amerikanischen Mischung. Passt als Begleitmusik für Autofahrten in Down Under. Und ist eine Platte die das Reinhören wirklich lohnt.
Yothu Yindi
One Blood
Eine Art Best Of (mit Treaty, Mainstream, Djapana, Tribal Voice) der bekanntesten Aboriginie-Popband. Der Leserbewertung bei Amazon (Rockige und rythmische Didgeridoo-Klänge vom Feinsten.) schließen wir uns von der Redaktion vollständig an. Das Album ist entstanden nach der aufsehenerregenden Kooperation von Yothu Yindi mit Peter Maffay für den Song „Tribal Voice“ auf dessen Album „Begegnungen“ – ein Versuch, musikalische Kulturen aus aller Welt zusammenzubringen. „Begegnungen“ hielt sich wochenlang in den deutschen Top 10, und gemeinsame TV-Auftritte mit Peter folgten. Yothu Yindis Album wurde in Irland und Deutschland von Carl Carlton und Bertram Engel produziert.
Rock
Midnight Oil
Capricornia
Peter Garrett galt als einer der intelligentesten Songschreiber des Landes. Er ist ausgebildeter Rechtsanwalt und man darf ihn mit Fug und Recht als politischen Aktivisten bezeichnen. Die Band machte zahlreiche Benefizkonzerte und Demonstrationen gegen Atom-Politik und Umweltverschmutzung. Eine der australischen Top-Bands der 80er war mit ihrem sozialen Engagement verantwortlich für die Thematisierung der Missstände um die australischen Ureinwohner in breiten Schichten der Gesellschaft. Kein Wunder, also, dass auch ihr Auftritt eine ganz deutlich sichtbare Botschaft hatte. Capricornia ist nicht ganz so politisch wie einige der letzten Scheiben und wird aber vielleicht gerade deshalb auch jene Fans wieder begeistern, die nicht nur den Politrock hören wollen. Wenngleich die Musik etwas weniger scharfkantig daher kommt: an der Schärfe der Texte haben die „Oils“ keineswegs geschliffen. So ist „Tone Poem“ musikalisch sehr harmonisch aufgebaut auch wenn der Text ökologische Probleme geißelt. Wer seit der überaus erfolgreichen CD „Beds are Burning“ auf einen Nachfolger in ähnlichem Stile gewartet hat, dürfte nun fündig werden. Es ist immer wieder schön auf Öl zu stoßen. Ihr Plattenspieler wird es Ihnen danken – er muss halt auch hin und wieder gut geölt werden, nicht nur zu mitternächtlicher Stunde 😉
🔗 Midnight Oil
Silverchair
Diaorama
Australiens erfolgreichste Rockband im Jahr 2002 ist die dreiköpfige Band Silverchair aus Newcastle (ja, von dort wo auch die Tap Dogs herstammen, scheint ne musikalische Gegend dort zu sein). Daniel Johns, Ben Gillies und Chris Joannou werden von vielen Musikkritikern für ihr neues Werk hochgelobt. Weltweit hat das Trio bis Mitte 2002 über sechs Millionen Alben verkauft. Mitte August 2002 veröffentlichte die Gruppe das Album „Diorama“ auch in Europa. Der Name Diorama stammt von einer im 19. Jahrhundert besonders beliebten, auf wechselnde Effekte angelegte, Schaubühne in einem dunklen Raum. Heutige Dioramen sind zu Lehrzwecken meist in einem Schaukasten zusammen gestellte plastische Darstellungen mit gemaltem Hintergrund. Ein besonders bekanntes Diorama gibt es in Australien beispielsweise in Alice Springs.
Der Einstieg in das Album hat etwas sphärenhaftes: Cembalo-Klänge, sanfte Bläsersätze und geschickt arrangierte Streicher machen aus „Across The Night“ ein monumentales Werk. Unsere Anspieltipps: „After All These Years“ und „World Upon Your Shoulders“. Zuvor gab es die Alben von 1999 „Neon Ballroom“ rund drei Jahre gedulden. Die Discographie vervollständigen von 1997 „Freak Show“, 1995 „Frogstomp“ und die 94er EP „Tomorrow“. Dabei wird sich der Alt-Fan beim neuen Werk vielleicht wundern: Die rotzige Grunge-Band brilliert plötzlich mit melodiösen Rockstücken, die auch den Fans von R.E.M. & Co. als Ohrenschmeichlern erscheinen müssen, erfreulicherweise ohne Kitschnuancen. Die Platten von 95 und 97 klingen da noch eher wie von Nirvana. Diorama erweist sich als Platte zum Durchhören ohne langweilig zu werden.
Silverchair enstand 1992 als drei zwölfjährige Surfkids sich erstmals an Gitarre, Bass und Schlagzeug versuchten. Die 95er Scheibe „Frogstomp“ verkaufte sich international sensationelle drei Millionen mal. Ruckzuck hatten die drei das Etikett „Wunderkinder des Rock“ weg. Die Milchgesichter zierten die Titelseiten der Teenie-Magazine neben Britney und Co.
Taxiride
Imaginate
Schöne Gesangs-Harmonien, kombiniert mit treibenden Rockrhythmen – diese Kombination ist das Markenzeichen der Melbourner Band. In puncto Lautstärke sind sie dem Oz-Rock Klassiker AC/DC mehr als ebenbürtig. Die vier Sänger/Songschreiber Tim Watson, Jason Singh, Tim Wild und Dan Hall sind allesamt Multiinstrumentalisten. In Australien hat die Band Spitzenplätze in den Album- und Singles-Charts erreicht. Down Under erhielten sie auch den wichtigsten australischen Musik-Preis – den ARIA-Award für die beste neue Band und die beste neue Single.
Stimmungen
Tony O‘ Connor
Windseeker & andere
Gleich vorweg: Nicht jedermann wird diese Musik mögen. Sie stellt sozusagen den Gegenpol zu AC/DC dar. Oft kopiert – doch nie erreicht: Diese Aussage trifft sicher auch auf den besonders fleißigen Musikproduzenten Tony O‘ Connor zu. Während er in Mitteleuropa wenig bekannt ist (mit Ausnahme der Australien-Fangemeinde) erfreut er sich in Australien großer Popularität. O‘ Connors Musik fällt in Mitteleuropa wohl am ehesten in die Sparte New Age / Entspannungsmusik. Sanfte Synthesizerklänge wechseln sich ab mit Naturtönen. Genau diese Naturtöne sind es, die zuhause dann wieder vielen Australien-Urlaubern die Erinnerungen wachrufen: Schreie von Kookaburras, das Rauschen von Eukalypten und Wasserfällen, das Zirpen von Grillen. „Nature Soundscapes“ nennt sich die Serie von CDs, die sich auch hervorragend für die eigene Australien-Reise als Soundtracks eignen. Das Album wird dominiert von den Klängen der Indianerflöte. Es erinnert an einen Spaziergang durch einen Zen-Garten. Ideal für Yoga und Tai Chi.
🔗 Tony O‘ Connor
Country & Folk-Musik
Wer durch Australien reist, wird irgendwann – spätestens „draußen im Outback“ – auch auf die Radiosender stoßen, die australische Country-Musik spielen. Diese Art von Musik gehört zum ländlichen Australien wie Eukalypten oder Kängurus. Australien-Fans wissen: Unter den Countrysängern gibt es einige echte Perlen, die außerhalb Australiens kaum jemand kennt – zu Unrecht.
Slim Dusty
The Man Who is Australia & A Piece of Australia
Er hatte den „Pub with no Beer“ berühmt gemacht. Er sang in seiner einzigartigen Weise „Waltzing Matilda“ und beeindruckte damit Milliarden am Bildschirm bei der Abschiedsfeier der Olympischen Spiele 2000 in Sydney (wir berichteten). Am 19. September 2003 verstarb um 9:10 h einer der bedeutendsten Sänger in der australischen Geschichte, David Gordon Kirkpatrick alias Slim Dusty, im Alter von 76 Jahren. Als Todesursache wurde Krebs angegeben.
Geboren wurde er am 13. Juni 1927 in Nulla Nulla bei Kempsey in New South Wales. Auf den Tag genau vor 49 Jahren ging er zum ersten Mal auf Tournee. Am Freitag, 26. September 2003 erhielt er ein Staatsbegräbnis in der St Andrew’s Kathedrale in Sydney. Peter Garret, Ex-Chef von Australiens Rock-Legende Midnight Oil, sieht in ihm „Australia’s great communicator“. Er war in der Lage alle Generationen zu überwinden und wird als „Stimme Australiens“ gesehen. Slim Dusty gilt als der bedeutendste australische Country-Sänger. Nicht zu unterschätzen an seinem Erfolg ist der Anteil seiner talentierten Frau Joy McKean. 1957 hatte er einen Welthit: „A Pub With No Beer“, die erste Single, die in Australien Goldstatus für ihre Verkäufe erzielte. Er nahm 106 Alben auf und verkaufte über 6 Millionen Platten.
Über Authentizität gibt es bei ihm gar keine Zweifel. Unzählige Auftritte hatte er auf den staubigen Showgrounds, bei Rodeos, in weit entlegenen Städten und Dörfern, in Flussbetten, auf LKWs, in Outback-Schulhöfen. Peter Garret erinnert sich, dass Midnight Oil in den 80ern auf ihrer Wüstentournee immer wieder hörten „Slim war schon hier“. Dabei dachten Garret & Co. sie wären die musikalischen Pioniere im Outback. Slim verstand es, wie Garret übrigens auch, die Kluft zwischen Aboriginals und weißen Australiern zu überwinden und spielte für alle Australier. Wer Australien hören und fühlen will, dem kann man nur empfehlen eine CD von Slim Dusty einzulegen. Es wirkt, garantiert.
🔗 Slim Dusty
Wherrol B Flat
Life on the Run
Das Duo Wherrol B Flat hat Ende 2009 mit „Life on the Run“ ein höchst bemerkenswertes Debütalbum veröffentlicht, dass sich in die Herzen vieler Australien-Fans spielen dürfte – auch wenn diese Formulierung etwas abgegriffen klingen mag. Wenn Sie John Williamson mögen oder die CD von Mark Knopfler mit Emmilou Harris dann werden Sie dieses professionell produzierte Album mögen. Wherrol B Flat besteht aus dem Duo Graeme Bird und Jay Scott Berry sowie einiger Gastmusiker. Graeme und Jay leben in der Nähe von Taree in New South Wales am Ende eines kleinen Tals am Little Run Creek. Graeme ist hochtalentierter Singer-Songwriter, Jay hat eine bewegte Vergangenheit und unter anderem eine Karriere als Zauberer hinter sich die ihn bis zu umjubelten Auftritten in Las Vegas brachte. Das Debütalbum von Wherrol B Flat wurde im eigens erbauten Studio aufgenommen zusammen mit zahlreichen hochtalentierten Musikern. So handeln die Stücke von den Enkeln Monira, Zainab („Little One“), Eleena Rose (a real country girl) und In „Callum Harvey“ reflektiert der Großvater über die Geburt und Zukunft seines Enkels. Eine nette Parodie auf das Genre im Stück gelingt ihm im Stück „My Country Song“. „Through my Tears“ ist ein sehr eindrucksvolles Stück, dass unter dem Eindruck der schlimmen Nachrichten über die vielen Toten der Buschfeuer in Victoria am Black Saturday 2009 entstand. Ein einfaches Lied das aber auch zum Soundtrack eines Outbackurlaubs taugt ist „Don’t get much better“. Es gibt zahlreiche Stücke bei denen es sich lohnt die Texte genauer zu lesen. Beispielsweise „Burning light“. Hier schreibt Graeme „…and I am trying hard to understand the feelings of the native man. It’s up to me and you.“ Das Stück reflektiert die Erlebnisse einer Reise durch das Outback und unterstreicht Notwendigkeit einer Aussöhnung mit den Ureinwohner und einen ehrlichen Umgang mit den Verletzungen aus der Vergangenheit. Erfreulich: Die ganze Platte ist getragen von einer positiven Grundhaltung und stimmt optimistisch. Wherrrol B Flat bietet zeitlose Musik, auch absolut radiotauglich gerade für australische Überlandstrecken.
John Williamson
True Blue – Very Best Of
Aus unserer Sicht schreibt John den ultimative Soundtrack zur Australien-Tour für alle, die Country etwas abgewinnen können. Die Ballade „Campfire on the road“ ist ein Beispiel dafür; „Just watch the campfires steal the show and let the inner feelings flow…“ – treffender könnte man wohl kaum die Momente beschreiben, wenn die Erlebnisse des Tages nochmal Revue passieren und das Outback langsam in die sternenklare Nacht abtaucht. Jedem, der schon mal in Australien unterwegs war, dürften die Texte von John Williamston unter die Haut gehen.
🔗 John Williamson
Kelly Newton-Wordsworth
My Ancient Land
Australiens Country und Folk-Szene ist recht facettenreich. Aus dem Westen des fünften Kontinentes stammt eine besonders eindrucksvolle Stimme: Das Repertoire der Singer/Songwriterin Kelly Newton-Wordsworth spannt sich von Rock über Blues, Jazz, Country bis hin zum Folk. Kelly wurde in Deutschland unter anderem durch einen speziellen Song für Koalas bekannt, den sie auch schon im Zoo von Duisburg vorgestellt hat. My Ancient Land ist eine eindrucksvolle Widmung an die Heimat
Australische Nationalhymne
Advance Australia Fair
Informationen zur Nationalhymne gibt es u.a. auf der
Web-Site des Außenministeriums.
Wer fehlt jetzt noch? Der Australier Nick Cave sicherlich. Die Rockgruppe Powderfinger zum Beispiel. Oder die Whitlams. Aber wo sollen wir sie einordnen – sie produzieren eine genialen aus Pop, Rock, Jazz und vielen anderen Musikstilen. Alex Lloyd wäre noch zu nennen und, und, und… Australiens Musikszene ist ausgesprochen vielfältig.
Hörbuch
Karl Merkatz & David Hudson
Gularabulu – Legenden aus den West Kimberleys
Karl Merkatz liest Paddy Roe. David Hudson spielt Didgeridoo. Wie kommt man der Kultur der australischen Ureinwohner näher? Man kann Bücher lesen (gut), versuchen das eigenartige Blasinstrument Didgeridoo zu verstehen und zu spielen (auch gut). Man kann aber auch sich intensiv einem Hörbuch widmen, dass einen in einfühlsamen Geschichten für rund 76 Minuten nach Australien entführt. Das Kino spielt sich dabei im Kopf ab – ganz im Sinne eines qualitätsbewussten Radio-Features.
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