Charleville – 31.03.21: Kein Aprilscherz: In Australien hoppelt ein kleines Beuteltier dem Osterhasen den Rang ab: der Kaninchennasenbeutler. Das possierliche Beuteltier, Bilby genannt, bietet einfach alles: Lange Hasenohren, süße Knopfaugen, Schnurrhaare, graues Fell und natürlich: es hoppelt!
Hasen und Kaninchen haben in Australien kein besonders gutes Standing. Denn die Mitte des 19. Jahrhunderts aus Europa eingeschleppten Tiere wurden zu echten Schädlingen. Sie fraßen viele Weiden und Felder auf dem Kontinent kahl. Und noch schlimmer: Diese vermehrungsfreudigen Tiere verdrängten das australische Bilby. Da der kleine Kerl vom Aussterben bedroht ist, soll er in seiner Heimat tatsächlich den Osterhasen ersetzen.
Die australische Regierung hat den Bestand des Kaninchennasenbeutlers als gefährdet eingestuft. Um auf die schwierige Situation des Bilbys und die landwirtschaftlichen Millionenschäden durch Hasen und Kaninchen aufmerksam zu machen, wurde 1991 die Legende des Osterbilbys ins Leben gerufen. Diese basiert auf einem beliebten australischen Buch der Schriftstellerin Rose-Marie Dusting von 1979 („Billy the Easter Bilby“). So begannen Supermärkte damit, Schokoladen-Bilbys rund um Ostern zu verkaufen. Ein Teil der Erlöse wurde und wird zum Schutz der Tiere verwendet. Und noch einen Vorteil hat das Osterbilby gegenüber dem Hasen: einen Beutel. Ideal für den Ostereier-Transport!
Weiteres Merkmal des Kaninchennasenbeutlers ist neben seinen riesigen Löffeln und dem Beutel auch die langgezogene Schnauze. Das Tier erreicht eine Kopfrumpflänge von 20 bis 55 Zentimetern, der Schwanz misst 12 bis 29 Zentimeter. Der Kleine Kaninchennasenbeutler wiegt nur 400 Gramm, der Große Kaninchennasenbeutler bringt bis zu 2,5 Kilogramm auf die Waage. Bilbys können fünf bis sieben Jahre alt werden, in einem Sanctuary leben sie sogar rund elf Jahre. Die nachtaktiven Nasenbeutler leben im heißen Outback Australiens. Sie schützen sich vor diesen extremen Bedingungen, indem sie tagsüber in etwa zwei Meter tiefen, selbst gegrabenen Löchern schlafen. Sie ernähren sich vorwiegend von Insekten und Wurzeln. Die kräftigen Vorderbeine sind an das Graben angepasst. Trotz ihrer geringen Größe können Bilbys mehrere Löcher an einem Tag graben. Damit lüften sie den Boden und tun etwas für das Ökosystem. Von diesen Bauten profitieren aber auch andere Tiere. Vögel, Reptilien und Säugetiere suchen hier nach Nahrung und Schutz.
Schätzungen ergaben, dass nur noch 600 bis 700 Bilbys in Australien existieren. Die Charleville Bilby Experience möchte die Art schützen und bis zum Jahr 2030 wieder rund 10.000 Bilbys in freier Natur ansiedeln, vorzugsweise im Currawinya Nationalpark, der durch Zäune geschützt ist. Zuletzt wurden hier große Fortschritte in der Züchtung und Erforschung dieser Art gemacht. Aktuell hält das Sanctuary mehr als 100 Tiere inklusive rund 50 neugeborener Joeys.
Diese ganz besondere und weltweit einzigartige Einrichtung können Queensland-Urlauber zwischen April und Oktober hautnah erleben. Mit einem Besuch der Charleville Bilby Experience – das Sanctuary wurde dieser Tage nach der saisonalen Schließung wiedereröffnet – tun sie automatisch Gutes, denn sie unterstützen den im Jahr 1999 gegründeten „Save The Bilby Fund“. Alle Einnahmen werden in die Erhaltung der Kaninchennasenbeutler gesteckt. Das Outback-Städtchen Charleville liegt rund 750 Kilometer von Queenslands Hauptstadt Brisbane entfernt.
📷 © Charleville Bilby Experience