Sicherheit für das Outback
Noch heute ist das riesige Outback in vielen Gebieten unerschlossenen und sehr dünn besiedelt. Vor dem Mai 1928 bedeutete eine schwere Krankheit im australischen Outback den sicheren Tod. Seit es den Royal Flying Doctor Service (RFDS) gibt, hat sich das geändert. Die auf der Welt einmalige Organisation ist auch heute im Zeitalter der Satelliten-Kommunikation so wichtig wie zu Zeit ihrer Gründung. Man spricht gerne vom „Mantle of Safety“, einem Mantel der Sicherheit, der durch den RFDS entsteht.
Logo Royal Flying Doctor Service
Seine Gründung verdankt der RFDS einem Presbyterianer-Priester namens John Flynn (1880 bis 1951). Flynn träumte mit erstaunlichem Vertrauen in die erst vor kurzem erfundene Fliegerei schon vor Ende des ersten Weltkriegs davon. Nach zähem Ringen – vor allem um Geld – wurde sein Traum im Mai 1928 Wirklichkeit, damals noch unter dem Namen Aerial Medical Service. Damals starteten Doktor St. Vincent Welsh und Pilot Arthur Affleck von Cloncurry (117 km O Mount Isa) zum ersten Flug. Wer der Patient war und woran er litt, ist heute nicht mehr nachzuprüfen. Welsh und Affleck legten im ersten Monat 2.660 Kilometer zurück. Die zweimotorige De Havilland DH50 namens „Victory“ schaffte damals aber nur 130 km/h.
Wirklich wirksam wurde der RFDS aber erst durch die Erfindung des deutschstämmigen Alfred Traeger. Er entwickelte ein Pedalfunkgerät, das durch kräftiges Treten mit Strom versorgt wurde. Heute hat fast jeder Inlandsbewohner Telefon, das Funkgerät ist kaum noch nötig.
Als „Flynn of the Inland“ ist der Gründer des RFDS zu einem untrennbaren Bestandteil der Geschichte Australiens geworden. Das australische Super-Model Elle MacPherson hat den großen Mann jetzt auf besondere Weise geehrt. Ihr im Februar 1998 geborener Sohn heißt Flynn mit Vornamen und das nicht etwa nach Schauspieler Errol Flynn.
Heutiger Status
Kennzahlen aus dem Jahr 2013: Von 21 Flughäfen in sechs der sieben australischen Bundesstaaten werden 61 Flugzeuge eingesetzt. Jeder Punkt in Australien kann innerhalb von zwei Stunden vom Royal Flying Doctor Service erreicht werden. Der Personalbestand von 1.150 Angestellten ist für eine Fläche von mehr als 7 Millionen Quadratkilometer verantwortlich. Die Outback-Ärzte versorgen pro Tag durchschnittlich 750 Patienten (im Jahr sind es rund 270.000) und führen mehr als 112 Krankentransporte täglich durch. Im Jahr kommen dabei rund 27 Millionen Flugkilometer zusammen. Dieser Service rund um die Uhr wird durch zahlreiche Partnerschaften mit Regierungen, Firmen sowie privaten Sponsoren finanziert. Jeder dieser sechs australischen Bundesstaaten pflegt unterdessen eigene Partnerschaften, um die enormen Kosten dieser wohltätigen Organisation abdecken zu können.
Außer einem umfassenden Notfalldienst gibt es regelmäßige Sprechstunden („Kliniktage“) in isolierten Siedlungen und Gemeinden, einen Funkdienst im Notfall für telefonische Konsultationen rund um die Uhr und Medical Chests (Medikamenten-Boxen) im gesamten Outback für jeden, der diese Hilfe braucht.
Helden des Outback
Nach wie vor ranken sich Legenden um die Retter aus der Luft, die in der Fernsehserie „Die Fliegenden Ärzte“ weltweit zu sehen sind. Jedes Mitglied des RFDS weiß eine Geschichte über die zähen und manchmal etwas sonderbaren Bewohner des Outbacks zu berichten.
Eine Mitarbeiterin erzählt von einem Notruf eines Abends in Queensland. „Ich habe mir das Bein gebrochen“, berichtete der Patient per Funk. Ob er ganz allein bis zum Morgen durchhalten könne, wurde er gefragt. Das sei in Ordnung, antwortete der Mann. Als der Arzt am nächsten Morgen mit dem ersten Tageslicht eintraf, musste er entsetzt feststellen, dass der Patient bei seinem Zustandsbericht sehr zurückhaltend gewesen war. Das Bein war nämlich nicht nur durchgebrochen, sondern fehlte nach einem Unfall mit einer Motorsäge unterhalb des Knies komplett. Er habe niemanden beunruhigen wollen, erklärte der «Bushie» lakonisch, warum er das nicht gleich gesagt habe. Er lebt noch immer ganz allein im Outback, mit Prothese.
Viele Outback-Bewohner haben ihr Leben den fliegenden Ärzten zu verdanken. Motorrad-Unfälle der Cowboys der Neuzeit sorgen ebenso für Arbeit wie Bergwerks-Unglücke, Schlangenbisse, Geburten oder in Bedrängnis geratene Touristen. Selbst heute noch beleuchten manchmal nur Autoscheinwerfer den Sandstreifen, der als Landebahn dient und von dem oft erst einmal die Känguruhs verscheucht werden müssen.
Unterstützung aus Deutschland
2004 gründeten australienbegeisterte Deutsche in Lennestadt den Förderverein flydoc australia e.V. zur Unterstützung des Royal Flying Doctors of Australia. Der Verein wurde 2018 aufgelöst. Mit der Abwicklung des Status der Gemeinnützigkeit des Vereins wurde das Vereinskonto geschlossen. Der Verein konnte während seines rund 14jährigen Bestehens Spendengelder von beinahe 150.000 Euro für den RFDS sammeln. Dr. Hans-Ullrich Henschel erhielt 2012 in seiner Rolle als Vereinspräsident vom damaligen australischen Außenminister stellvertretend für den Verein den australischen „Honraray Award“. Es ist das Pendant für Nicht-Australier zum Ehrenzeichen „Medal of the Order of Australia“, das die Verdienste australischer Bürger für außerordentliche Dienste würdigt.
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