Paronella Park

Eine der außergewöhnlichsten Sehenswürdigkeiten von Nordqueensland ist wohl der Paronella Park in Mena Creek – eine Art Mischung aus Märchengarten und Urwald. Kaum ein Besucher wird nicht von der mystischen Atmosphäre eingefangen. Die heutigen Besitzer – Mark und Judy Evans – sprühen vor Enthusiasmus. Das ist deutlich zu spüren, wenn man das Vergnügen hat mit einem von ihnen auf Tour durch Ihren Park zu gehen. Nicht nur Kinder sind begeistert von der faszinierenden Tier- und Pflanzenwelt in diesem Gesamtkunstwerk über dem der Geist von „Dornröschen“ zu schweben scheint. Die romantische Szenerie zieht auch zahlreiche Brautpaare an – an einem mit Moos überwachsenen Altar zwischen Regenwaldbäumen haben sich hier schon Hunderte das Jawort gegeben. Die besondere Atmosphäre dieses Park ist nicht zuletzt durch eine Serie von (Natur-)Katastrophen entstanden: Im Park wüteten bereits etliche Zyklone (nicht nur „Larry“), ein großes Feuer und Überschwemmungen. Die schlossartigen Gebäude vermitteln jedenfalls den Eindruck als würden sie hier schon Jahrhunderte stehen. Für den Aufenthalt sollte man mindestens einen halben Tag, am besten auch noch einen Aufenthalt in den Abend- und Nachtstunden einplanen. Ein Campingplatz zum Übernachten liegt in der Nähe.

  • >Der Gründer des Parks – José Paronella – stammte aus Katalonien und wanderte 1913 nach Australien ein. 1914 sah Paronella erstmals das Grundstück des heutigen Parks – damals unberührtes Buschland. Er arbeitete zunächst auf Zuckerrohrfarmen und kaufte später eine heruntergewirtschaftete Farm auf, um sie wieder aufzupäppeln. 1924 kehrte er kurzzeitig nach Spanien zurück und heiratete Margarita 1925. Die Rückreise nach Australien war gleichzeitig ihre Hochzeitsreise. 1929 konnte Paronella das Grundstück für 120 Pfund erwerben. Er begann seine Vision umzusetzen: Eine große Treppe wurde gebaut um den Sand aus dem Flussbett hoch zu transportieren und um Beton anmischen zu können. Anschließend entstand ein Wohnhaus. Kaum war dies fertig gestellt begann der Bau des Herzstückes des Parks – des Schlosses. Mit Ausnahme des in Stein gemauerten Wohnhauses wurden alle anderen Gebäude aus gegossenem Stahlbeton konstruiert. Alte Eisenbahnschienen dienten als Stahlverstärkungen. Der Beton wurde mit einer Mischung aus Ton und Zement verputzt und per Hand aufgetragen, was sich heute noch an den Fingerabdrücken nachvollziehen lässt.
  • 1935 wurde der Park offiziell für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht. An Samstagabenden wurden Filme im Ballsaal gezeigt. Ebenso diente die Halle als beliebter Veranstaltungsort für Tanzabende und Partys. Als einzigartige Besonderheit galt die mit 1270 kleinen Spiegelchen verkleidete große Kugel, welche in der Mitte des Raumes hing – eine Art „Discokugel“ (weit bevor die Discowelle in den 70ern Australien erreichte…). In den Ecken des Ballsaales waren Leuchter angebracht, die Licht in pink und blaues Licht auf die Spiegelkugel warfen, das wiederum einen bunten Schneeflockeneffekt im ganzen Raum hervorrief. Mitte der 60er Jahre wurde der Ballsaal auch ein beliebter Ort für Hochzeiten und sämtliche anderen Arten von Feiern und Veranstaltungen. In der oberen Etage des Schlosses befand sich das Museum, wo Puppen, Pistolen, eine Münzsammlung und weitere interessante Exponate zu sehen waren.
  • Besondere Attraktion ist nach wie vor das Schwimmen im Fluss vor dem Wasserfall und das Picknicken an den Betontischen. José pflanzte rund 7000 Bäume, wobei heute eine Allee von Kauris besonders einprägsam ist. Durch einen kleinen Hügel grub er einen Tunnel, über dessen Eingang sich ein wunderschöner überwucherter Balkon befindet. Am anderen Ende des Tunnels ist ein kleiner Wasserfall zu sehen, welchen José nach seiner Tochter Teresa benannte. Der Bach wird von kleinen Brücken überquert und läuft durch ein Steinbett. An einigen Stellen tragen Wasserkaskaden dazu bei, dass das Wasserrauschen stets präsent ist. 1933 erstellte Paronella das erste Wasserkraftwerk in Nordqueenslands, das den ganzen Park mit Strom versorgte.
  • 1946 ereignete sich die erste Katastrophe: Flussaufwärts vom Park wurde ein Waldstück gerodet. Die Baumstämme sollten über den Fluss talabwärts gelangen. Mit den ersten Regenfällen der Regenzeit stauten sich die Stämme hinter einer Eisenbahnbrücke die nur ein paar hundert Meter vom Park lag. Die Brücke hielt dem Druck nicht mehr stand und brach. Außerordentlich beschädigt wurden die unteren Erfrischungsräume, das Theater und das Wasserkraftwerk. Unentmutigt begann die Familie mit dem Wiederaufbau. Die unteren Erfrischungsräume konnten nicht mehr in ihren ursprünglichen Zustand hergestellt werden. Lediglich die Gebäudestruktur wurde rekonstruiert und das Café nach oben verlegt. Zusätzlich baute José den Springbrunnen. Das Schloss wurde wiederhergestellt, die Gärten neu angepflanzt und der Park erblühte neu.
  • 1948 starb José und hinterließ Margarita, Tochter Teresa und Sohn Joe sein Lebenswerk. Teresa heiratete bald darauf und zog mit ihrem Mann nach Brisbane. Joe heiratete Val 1952 und sie hatten zwei Söhne: Joe und Kerry. Margarita verstarb 1967 und Joe 1972, und sie hinterließen Val und den 2 Söhne. Der Park wurde 1977 aus der Paronella Familie verkauft.
  • Eine Serie von Katastrophen prägte den Park: In unregelmäßigen Abständen wurde der Park von Überflutungen heimgesucht – so unter anderem 1967, 1972, 1974 und 1994. Vor dem Zyklon Larry 2006 verwüstete Winfried verwüstete 1986 den Park. 1979 fegte ein Feuer durch das Schloss. Daraufhin wurde der Park für die Öffentlichkeit geschlossen. Während der Park geschlossen war eroberte sich der Regenwald sein Terrain zurück. Heute fühlt man sich an manchen Stellen an die Stätten der Maja erinnert.
  • Mark und Judy Evans erwarben den Park 1993. Ihnen ist es zu verdanken, dass der Park wieder der Öffentlichkeit zugänglich ist. Dabei wird der Park als Kunstwerk gesehen und folglich liegt der Schwerpunkt auf dessen Erhaltung und Weiterführung. Mittlerweile erhielt der Park viele Auszeichnungen und Preise.
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