Checkliste: Fahrzeugkauf (Alternative zu Miete oder Mietkauf)

Vorbereitung

Voraussetzungen

Bei einer Reisedauer unter sechs Wochen in Australien empfiehlt sich aus unserer Sicht aufgrund des Aufwandes kein Fahrzeugkauf.

  • An- und Verkauf sollten nie unter Zeitdruck geschehen (z.B. wegen dem „drohenden“ Heim- oder Weiterflug) ansonsten haben Sie die schlechteren Karten bei Preisverhandlungen. Außerdem genügend Zeit für Probefahrten vor dem Kauf einplanen.
  • Ein Mindestmaß an Kenntnis in der Fahrzeugtechnik ist unerlässlich. Beim Kauf – zur Beurteilung der Fahrzeug-Qualität und erst recht wenn Sie mit Ihren eigenen vier Rädern ins Outback fahren. Dort sind Sie auf sich gestellt.

An- & Verkauf

Märkte

  • Die meisten Städte haben neben dem normalen Gebrauchtwagenmarkt noch einen „Traveller Carmarket“, der insbesondere in den Jugendherbergen und Backpacker-Unterkünften bekannt ist. Diese Märkte sind auf den An- und Verkauf durch Reisende von privat an privat spezialisiert. In der Regel werden dort auch alle Informationen zur Anmeldung und Versicherung weitergegeben.
  • Online-Anzeigenmärkte
    🔗 Carsales
    🔗 Trading Post
  • Auktionen: Für risikofreudige Schnäppchenjäger, die auf eine Probefahrt verzichten können. Eigentlich nur was für Auto-Profis, sonst ist der Flop fast vorprogrammiert.
  • Schwarze Bretter in Jugendherbergen und Pubs

Preise

Kosten

Sie müssen im Gegensatz zum Mietwagen das Fahrzeug voll finanzieren. Und Sie tragen auch das Risiko eines Wertverlustes während der Reise, z.B. durch einen Unfall. Damit Sie ein Gefühl für die Kosten vor Ort entwickeln sollten Sie ein paar Punkte wissen: Die Motorisierung in Australien ist vergleichbar mit Deutschland, Österreich oder der Schweiz. Aufgrund der riesigen Distanzen ist jedoch die Fahrleistung deutlich höher. Außerdem setzen in manchen Landesteilen die Schotterstraßen abseits der Hauptstraßen den Fahrzeugen zu. Der durchschnittliche Australier kann jedoch nur einen Bruchteil dessen für seinen fahrbaren Untersatz investieren, was der Mitteleuropäer hineinsteckt. Konsequenz: Das durchschnittliche Fahrzeugalter in Westaustralien ist beispielsweise doppelt so hoch wie in der Schweiz.

Traveller Cars: Das klassische „Traveller Fahrzeug“ – die Antwort auf den VW Bus – ist Down Under der Ford Falcon Station Wagon (vgl. bar einem Ford Sierra Kombi). Äußerst robust und auch meist nach einigen 100.000 km noch gut in Schuss. Anhaltspunkt: In Westaustralien hat ein 4 Jahre altes Fahrzeug durchschnittlich 100.000 km.

Wer nur rund bis 2.000 AUD ausgeben will/kann, sollte wissen, dass diese Fahrzeuge schon einige Hunderttausend Kilometer auf dem Buckel haben. Sie sind nach unserem Verständnis meist schon ziemlich betagt. Wenn jedoch in Ihrem Reisebudget Improvisationstalent und Geduld [beides sehr australische Tugenden ;-)] weitaus stärker vorhanden sind als Geld kann es auch mit einem solchen Fahrzeug ein schöner Urlaub werden. An den unmöglichsten Stellen des Landes haben sich sog. Bush-Mechanics niedergelassen und basteln aus den erstaunlichsten Utensilien Ersatzteile. Eben immer getreu dem Motto „No worries. Hauptsache es hält irgendwie.“

Geländewagen / Allradfahrzeug: Um wirklich überall in Australien mobil zu sein (z.B. auch auf Fraser Island oder im Palm Valley bei Alice Springs) benötigen Sie einen Geländewagen.

Was bei Allradfahrzeugen preislich unter 5.000 AUD liegt kann meist schwerlich als „bestimmungsgemäß“ und zuverlässig beurteilt werden. Denken Sie daran, dass Sie insbesondere bei Outbacktouren auf ein verlässliches Fahrzeug angewiesen sind.

Bei entsprechender Pflege und gutem Händlergeschick können Sie Ihr Fahrzeug (insbesondere wenn es ein Diesel ist) jedoch auch wieder zu einem ordentlichen Preis verkaufen.

Preisschwankungen

Von Oktober bis Januar kann es bei den „Traveller Carmarkets“ schwierig sein ein Auto zu finden. Das Angebot ist in dieser Zeit schwächer, die Preise höher. Schlecht für Käufer, gut für Wiederverkäufer. Auch regionale Unterschiede sind erkennbar: Zur Regenzeit wird es z.B. in Darwin schwieriger das Auto los zu werden.

Unbedingt Prüfen

Unter den privaten Verkäufern gibt es leider immer wieder schwarze Schafe (wie auch in Deutschland, Österreich und der Schweiz). Insbesondere Rucksackreisenden werden gerne sogenannte Backpacker Specials angeboten, die sich mehr oder weniger schnell als ziemliche Flops enttarnen. Ein zum Verkauf stehender Gebrauchtwagen kann durch Schulden und Verbindlichkeiten (ausstehende Kreditraten, unbezahlte Verkehrsstrafen…) des Vorbesitzers belastet sein. Insbesondere unbedarfte Backpacker und Reisende mit dem Working Holiday Visum haben die schwarzen Schafe unter den Gebrauchtwagenverkäufern als potentielle Opfer im Visier.

Dringend zu empfehlen ist der Einblick in das Personal Property Securities (PPS) Register. Es ersetzte kürzlich das früher hier gebräuchliche Register of Encumbered Vehicles (REVS). Hier kann überprüft werden, ob das Fahrzeug als gestohlen gemeldet ist, Zahlungen für Verkehrsdelikte ausstehend sind, bei einer Versicherung als stillgelegt oder der Verdacht auf Manipulation des Tachometers gemeldet wurde.
🔗 Fair Trading New South Wales
🔗 Personal Property Securities (PPS) Register

Bei Fahrzeugverkauf sollten Sie auf schnelle Ummeldung drängen. Sonst sind Sie als noch eingetragener Fahrzeughalter bei Unfällen haftbar!

„Optik-Falle“

Aufgrund des Klimas kann eine Karosserie in Australien auch nach 15 Jahren noch wie neu aussehen. Verschlissen wird dagegen alles was sich dreht, d.h. Motor, Getriebe, Fahrwerk. Sie sind in Australien mit 200.000 km mindestens genau so altersschwach wie in Deutschland – auch wenn das Fahrzeug von außen aussieht, als käme es gerade vom Fließband.

Nebenkosten

Steuern

Im Verkaufspreis gewerblicher Händler muss die Mehrwertsteuer (Goods and Sales Tax) enthalten sein. Was jedoch noch zusätzlich erhoben wird und gelegentlich zu Überraschungen führt, ist die Stempelsteuer (Stamp Duty). Sie fällt beim Umschreiben eines Fahrzeuges an. Bei Neuwagen wird diese im Kaufvertrag ausgewiesen, nicht so bei einem Halterwechsel. Hier erhält der Käufer von den Behörden nach erfolgter Umschreibung eine Rechnung (Beispiel Western Australia), was dann eben besagte Überraschung auslösen kann (Verkäufer muss nicht auf die Stamp Duty hinweisen). Jeder Staat hat seine ganz eigenen Regeln wie er mit der Stempelsteuer umgeht.
🔗 Private Fleet: Kalkulationshilfe für Stamp Duty

Zulassung / Registrierung

Achten Sie beim beim Kauf auf eine möglichst lange Gültigkeit der Registration und das diese wirklich noch aktuell am Tag des möglichen Kaufs gültig ist. Die Registration kostet in den einzelnen Bundesstaaten sehr unterschiedlich und die damit verbundene Fahrzeug-Prüfung („Road Worthy Certificate“) ist ebenfalls keineswegs landeseinheitlich. Wer also der Prüfplakette Vertrauen schenken will, sollte wissen wo die „Fitness-Tests“ wirklich intensiv sind.

Beim An-/Verkauf in New South Wales ist ein „Pink Slip“ vorzulegen – eine Mängelliste, die von einer autorisierten Werkstatt oder einem Automobilclub-Prüfzentrum ausgestellt wurde.

Bundesstaat AU$/Jahr Fitness-Check
NSW ca. 700 einfach
VIC, QLD teurer intensiv
SA, WA billiger sehr einfach

Angaben sind lediglich Orientierungswerte, keine Gewähr für die Richtigkeit. Dass Fahrzeuge sofort umgeschrieben werden sollten (Haftung des Halters) hat noch einen weiteren Grund: In mehreren Staaten ist der registrierte Fahrzeughalter auch für jedes mit einem Fahrzeug verübten Delikt (Verkehrsregelübertretungen und Straftaten) in der Verantwortungn – es sei denn, das Fahrzeug wurde entwendet oder der tatsächliche Lenker werde einwandfrei identifiziert. Damit kann es mächtig ins Auge gehen, wenn man ein Auto unkontrolliert aus den Händen gibt.